Gold - das grüne Investmentmetall

Gold - das grüne Investmentmetall 28.10.2022

In seinem Meinungsartikel bei The Market NZZ von 25.10.2022 schreibt Gold-Experte Ronald-Peter Stöferle (auch für den In Gold We Trust Report bekannt) über die Nachhaltigkeit von Gold. 


Über die Goldförderung wird meist in einem negativen Kontext berichtet, was umweltbewusste oder sozial engagierte Anleger von einer Investition abhalten kann. Dabei ist Gold in einer Gesamtbetrachtung das nachhaltigste Metall der Welt.

Das Investieren mit besonderen Blick auf Umwelt, Gesellschaft und gute Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance, kurz: ESG), ist mittlerweile in aller Munde, so auch in der Goldbranche. Doch es greift zu kurz, Nachhaltigkeit nur auf einschlägige ESG-Ratings zu reduzieren. Diese sind zweifelsohne eine gute Methode zur Bewertung von Minenunternehmen. Die Edelmetalle selbst werden allerdings nicht bewertet. Vor allem Gold leidet unter dieser beschränkten Sicht auf Nachhaltigkeit. Über die Goldförderung wird meist in einem negativen Kontext berichtet, etwa über unmenschliche Arbeitsbedingungen in einigen Goldminen in Afrika oder wegen der Umweltbedrohung durch Cyanid-Kontamination. Derartige Nachrichten halten sicher den einen oder anderen umweltbewussten oder sozial engagierten Anleger von einer Investition in das gelbe Metall ab. Wir sind jedoch der Meinung, dass diese Sichtweise zu kurz greift. Wer sich von Gold abwendet, wendet sich mit Blick auf die CO2-Bilanz, die Abfallmenge und die Menge an eingesetzten Ressourcen nämlich vom nachhaltigsten Metall der Welt ab.

Ist Gold der nachhaltigste Rohstoff der Welt?

In einer Gesamtbetrachtung, und nur diese sollte für eine ökologische Bewertung relevant sein, ist Gold wegen seiner elementaren Eigenschaften, des Förderprozesses und seiner Wertbeständigkeit in der Tat das nachhaltigste Metall der Welt.

Gold wird seit mehr als 7.000 Jahren gefördert. In diesem Zeitraum wurden über 205.000 Tonnen produziert, was der Größe von rund 3,5 olympischen Schwimmbecken entspricht. Davon wurden über 50% seit den 1950er-Jahren abgebaut. Praktisch das gesamte jemals geförderte Gold ist nach wie vor verfügbar und kann wiederaufbereitet werden. Wenn Sie Goldschmuck besitzen, besteht eine gewisse Chance, dass ein Teil davon bereits seit vielen Jahrhunderten, vielleicht sogar Jahrtausenden in Verwendung ist. Womöglich war ein Teil des Eherings, den Sie am Finger tragen, vor hunderten Jahren Teil einer Königskrone oder vor tausenden Jahren eine Gabe an einen Pharaonen?

Als Edelmetall zeichnet sich Gold dadurch aus, dass es chemisch nicht mit Luft oder ihren Komponenten wie Sauerstoff, Kohlendioxid und anderen Gasen reagiert. Das schützt Gold davor, seinen Glanz zu verlieren. Gold bleibt daher in seiner reinsten Form ewig erhalten. Das macht es zum perfekten Investmentvehikel, das von Generation zu Generation weitergereicht werden kann. Die sozialen und ökologischen Kosten der Goldförderung können folglich auf eine fast unendliche lange Zeitspanne aufgeteilt werden, was sie gegen null konvergieren lässt. Die Beständigkeit von Gold hat auch zufolge, dass Gold nie als Müll entsorgt werden muss. Niemand wird Gold freiwillig wegwerfen, sondern es gewinnbringend recyceln wollen.

Gold - die nachhaltigste Währung der Welt

Die Nachhaltigkeit von Gold als Währung ist beeindruckend. Die Dichte und Verformbarkeit von Gold macht es zur perfekten Währung. Es kann zum Transport einer großen Wertmenge auf engstem Raum dienen oder in hauchdünne Blätter von nur wenigen Mikrometern Stärke zerteilt werden. Es stand schon vor Jahrtausenden hoch im Kurs und ist auch heute noch die erste Wahl der Zentralbanken. Im Unterschied zu einer Papierwährung muss man Goldreserven nicht aufstocken, um die Kaufkraft zu erhalten, denn Gold ist vor Inflation weitgehend gefeit. Anhand des nächsten Charts erkennt man, dass die jährliche „Inflationsrate“, also das Wachstum des weltweiten Goldbestandes im Vergleich zur bereits geförderten Menge relativ stabil ist. Sie schwankt zwischen 1,2% und maximal 2,4%. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der überwiegende Großteil des verwendeten Goldes zu einem früheren Zeitpunkt gefördert wurde. Vergleicht man dieses Geldmengenwachstum mit der Ausweitung der Notenbankgeldmenge, so erkennt man einen zentralen Vorteil von Gold: seine relative Knappheit!

Jährliche globale Goldförderung in Tonnen und jährliche Goldinflationsrate

Weiters sind die CO2-Emissionen, die bei der Förderung und Verarbeitung entstehen, ein wichtiger Faktor beim Vergleich der Nachhaltigkeit verschiedener Metalle. Ein näherer Blick auf die CO2-Emissionen von Gold pro Werteinheit im Vergleich zu Kupfer, Aluminium, Stahl, Kohle, Zink und Blei hilft uns zu verstehen, wie groß der Vorteil von Gold von der Förderung bis zur Veredelung gegenüber diesen Metallen ist. Zudem fallen bei Goldrecyclingprozessen 90% weniger CO2-Emissionen an als bei der Goldförderung und etwa 25% des jährlichen Goldbedarfs werden allein durch Recycling gedeckt.

Emissionsintensität in kg CO2 Emissionen per USD 2018

Fiat-Währungen haben andererseits große Auswirkungen auf die Umwelt. Weltweit sind ungefähr 1,5 Billionen Münzen mit einem Gesamtgewicht von geschätzten 5,25 Millionen Tonnen im Umlauf, die im Wesentlichen aus Nickel, Kupfer und Stahl bestehen. Dazu kommen mehr als 200 Milliarden Banknoten, die regelmäßig neu gedruckt werden müssen und deren Anzahl bekanntlich beständig steigt.

Die Umweltschäden, die solche enormen Mengen an Metall, Baumwolle, Wasser, Tinte und Polymeren laufend verursachen, sind enorm, speziell im Vergleich zu den 205.000 Tonnen Gold, die bisher gefördert wurden.

Daher stellt sich die mehr als berechtigte Frage, ob unser derzeitiges Fiat-Geldsystem als nachhaltig einzustufen ist – und das in zweifacher Weise: zum einen nachhaltig im Sinne der ökologischen Verträglichkeit, zum anderen nachhaltig im ökonomischen Sinn. Denn die vernachlässigbaren Grenzkosten der Papiergeldproduktion ermuntern zu einer exzessiven Ausweitung der Geldmenge, die sowohl ökologische als auch ökonomische Verwerfungen nach sich zieht.

Portfolio-Allokation: die Auswirkungen eines Goldinvestments auf den CO2-Fußabdruck

Gold hat also einen erheblichen Vorteil gegenüber anderen Metallen und Rohstoffen. Bei der Berechnung der CO2-Emissionen eines Produkts wird der größte Teil häufig „Scope 3“1 zugeschrieben. Die Scope-3-Emissionen von Goldminenunternehmen sind jedoch nahezu vernachlässigbar, da ein Goldbarren nur sehr selten weiterverarbeitet wird. Darüber hinaus sind die Scope-1- und Scope-2-CO2-Emissionen pro produzierter Unze Gold bei großen Betrieben extrem niedrig. Eine Erhöhung des Goldanteils im Portfolio eines Anlegers reduziert daher den CO2-Fußabdruck und die Emissionsintensität des Gesamtportfolios beträchtlich.

Goldallokation im Portfolio und Tonne CO2 pro Million USD Portfoliowert

Bei einem Portfolio, das zu 70% aus Aktien und zu 30% aus Anleihen besteht, konnte die Emissionsintensität durch eine 10%-Gold-Allokation um 7% reduziert werden. Ein Goldanteil von 20% reduziert die Emissionen um 17%, wie das World Gold Council in seinem lesenswerten Report „Gold and climate change – Decarbonising investment portfolios“ berechnet hat.

Abhängig davon wie hinkünftig die Emissionen berechnet werden, könnte physisches Gold eines Tages sogar das einzig nahezu vollkommen emissionsneutrale Asset sein. Bereits gefördertes Gold verursacht keine Emissionen, da diese ausschließlich beim Abbau und der Raffination des Goldes entstehen. Auch der Besitz von physischem Gold verursacht keine Emissionen. Lediglich bei der Weiterverarbeitung von Gold zu Schmuck und der industriellen Nutzung von Gold wird ein klein wenig zusätzliches CO2 emittiert. Im Zeitverlauf wird physisches Gold die Emissionsintensität eines Portfolios folglich immer weiter reduzieren.

Eine nüchterne, seriöse Analyse zeigt: Gold ist nachhaltig!

Bei näherem Hinsehen zeigt sich also, dass Gold entgegen einer Vielzahl an medialen Berichten und Vorurteilen schon heute als sehr nachhaltiges Investment im Sinne der ESG-Richtlinien einzustufen ist. Das liegt schlichtweg daran, dass Gold nur gebraucht, nicht aber verbraucht werden kann. Und die gesamte Branche unternimmt große Anstrengungen, die verbliebenen Makel zu beseitigen. Abseits der Bedeutung von Gold für Anleger und die Industrie sollte aufgrund der unbestreitbaren Vorteile von Gold die Frage, ob das aktuelle Geldsystem durch eine stärkere Einbindung von Gold nachhaltiger gestaltet werden kann, vermehrt in den Mittelpunkt rücken; dies nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Nachhaltigkeitserwägungen.

[1] Scope 1 sind jene klimaschädlichen Emissionen, die im eigenen Unternehmen freigesetzt werden, Scope 2 jene, die durch die Energielieferanten des Unternehmens verursacht werden, und schließlich Scope 3 jene, die in der vor- und nachgelagerten Lieferkette anfallen.

Appendix:

World Gold Council: Gold and climate change: Decarbonising investment portfolios

LBMA: Responsible Sourcing

Das „Responsible Sourcing Programme“ ist für alle Good-Delivery-Raffinerien, die am Londoner Goldmarkt handeln möchten, obligatorisch. Die „Leitlinien für verantwortungsbewusstes Gold“ („Responsible Gold Guidance“ (RGG)) basieren auf den OECD-Leitlinien zur Sorgfaltspflicht sowie auf den schweizerischen und US-amerikanischen KYC-Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Dieser Standard besteht seit Jänner 2012, und die Good-Delivery-Goldraffinerien haben sich jährlichen Audits unterzogen.

iShares: Gold & Nachhaltigkeit

Gold ist nachhaltig, wenn der Beschaffungsprozess verantwortlich gestaltet ist und Raffinerien klaren Standards folgen: Die Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten für Gold erfordert ein Verständnis der potenziellen Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken (ESG) in der Goldlieferkette (Abbau, Raffination und Handel). Das LBMA-Programm für verantwortungsvolle Beschaffung ist das führende unabhängige Programm zur Überprüfung der Rechtmäßigkeit und der ESG-Risiken in der Goldlieferkette.

Green Gold ETFs:

1. iShares Physical Gold ETC (IE00B4ND3602)

Der iShares Physical Gold ETC akzeptiert nur Gold, das den Good Delivery-Regeln der London Bullion Market Association (LBMA) entspricht; dies erfordert von den Raffinerien die Einhaltung des LBMA Responsible Sourcing Programme.

2. The Royal Mint Responsibly Sources Physical Gold ETC (XS2115336336)

Jeder einzelne Anteil am Royal Mint Responsibly Sourced Physical Gold ETC (RM8U) entspricht 1/100 einer Unze Gold und wird zu 100% mit Good Delivery Bars der London Bullion Market Association (LBMA) hinterlegt.

Veröffentlicht mit der freundlichen Erlaubnis von Incrementum

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