Die Schweizer Konjunktur dürfte «in der nächsten Zeit eher mit einer moderaten Geschwindigkeit unterwegs sein», stellt die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich in ihrem Ende Juli erschienenen Konjunkturbarometer fest. Das Konjunkturbarometer ist demnach im Juli um 1,7 Punkte gesunken. Die Aussichten für die Auslandsnachfrage und auch die Konsumnachfrage seien zurückgegangen. Negative Entwicklungen werden auch im Gastgewerbe, im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe festgestellt, ebenso bei den übrigen Dienstleistungen.
Im nächsten Jahr wird in der Schweiz ein höheres Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent erwartet.
Die zuletzt erschienene Konjunkturprognose des Bundes weist auf ein Anhalten des unterdurchschnittlichen Wachstums für 2024 hin. Die Experten erwarten in ihrer Sommerprognose nun für 2024 ein Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent, für 2025 sollte es dann mit 1,7 Prozent wieder höher liegen.
Schweiz verzeichnet Zuwachs bei den Exporten
Trotz dieser etwas ernüchternden Konjunkturdaten gibt es für die Schweizer Wirtschaft auch sehr erfreuliche Nachrichten. So stellt das eidgenössische Finanzdepartement in seinem Bericht vom 18. Juli eine merkliche Zunahme der Exporte fest. Nach einem «verhaltenen» ersten Quartal wuchsen die Exporte im zweiten Quartal um 6,6 Prozent und erreichten damit einen neuen Höchststand. Die Importe stiegen um 2,2 Prozent. In der Handelsbilanz wird mit 12,4 Milliarden Franken der höchste Quartalsüberschuss seit langem ausgewiesen.
Die Schweizerische Nationalbank wies im ersten Halbjahr einen Gewinn von über 56 Milliarden Franken aus.
Positiv auch dies: Die Schweizerische Nationalbank hat im ersten Halbjahr 2024 einen Gewinn von 56,8 Milliarden Franken ausgewiesen. 12,2 Milliarden Franken werden als Bewertungsgewinn beim Goldbestand verbucht. Mengenmässig blieb der Goldbestand unverändert, aber der Kilopreis hat sich von Ende 2023 bei 55'593 Franken auf 67'326 Franken je Kilo verändert.
EZB-Präsidentin sieht Euroraum auf Wachstumskurs
Die Wirtschaft im Euroraum ist aus Sicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf Wachstumskurs. Es gebe Hinweise darauf, dass sie im zweiten Quartal zugelegt habe, wenn auch langsamer als zu Jahresbeginn, sagte Lagarde am 18. Juli nach dem letzten Zinsbeschluss. Der Leitzins im Euroraum wurde im Juli bei 4,25 Prozent belassen, obgleich die Inflation zuletzt gesunken ist. Die EZB hatte im Juni den Leitzins um 0,25 Prozent gesenkt, nachdem der Zins zuvor wegen gestiegener Inflation seit Mitte 2022 zehnmal in Folge erhöht worden war.
Die Europäische Zentralbank (EZB) liess den Leitzins für den Euroraum im Juli unverändert.
Der Dienstleistungssektor treibe die Erholung an, während die Industrieproduktion und der Warenexport weiter schwach ausfielen, erklärte EZB-Präsidentin Lagarde. Mit Blick auf die weiteren Aussichten sei damit zu rechnen, dass auch der Konsum seinen Teil zur Erholung beitragen werde. Zudem würden die Exporte im Einklang mit einer weltweit anziehenden Nachfrage voraussichtlich zulegen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für das laufende Jahr für den Euroraum mit einem Anstieg des BIP von 0,9 Prozent. Für 2005 sagt er einen stärkeren Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 1,5 Prozent voraus.
In den USA für nächstes Jahr tieferes Wachstum prognostiziert
Am 25. Juni hat die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) ihren diesjährigen Bericht über die amerikanische Wirtschaft publiziert. Wichtigste Aussage ist, dass die Inflation zurückgegangen sei, ohne dass es zu einer deutlichen Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit gekommen sei. Die Wirtschaft wächst weiterhin solide, heisst es wörtlich in dem Bericht, was zu steigenden Löhnen und zunehmenden Angeboten auf dem Arbeitsmarkt geführt habe.
Interessant ist, dass die OECD in den USA für das nächste Jahr mit einem tieferen Wirtschaftswachstum und einer höheren Arbeitslosenquote rechnet. Das Bruttoinlandprodukt war 2023 um 2,5 Prozent gewachsen, für dieses Jahr werden 2,6 Prozent erwartet und 2025 1,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,6 Prozent, 2025 werden 4,0 Prozent erwartet. Der Kerninflationsindex liegt 2024 bei 2,6 Prozent (nach 5,2% 2022 und 4,1% 2023), für 2025 werden 2,1 Prozent erwartet.
Laut OECD wächst die US-Wirtschaft solide, obwohl die US-Notenbank Fed die Zinsschraube angezogen hat.
Dazu muss man allerdings beachten, dass unter einer möglichen Präsidentschaft Donald Trumps sich die Wirtschaftsentwicklung durchaus mit anderen Voraussetzungen beschäftigen müsste. Beobachter erwarten für diesen Fall höhere Staatsausgaben, sinkende Steuern und erhöhte Zölle auf Importwaren, was eine neuerliche Inflationsbeschleunigung auslösen könnte.
Trump will Zinssenkung in den USA möglichst herauszögern
Trump hat jedenfalls die FED bereits aufgefordert, eine Zinswende nicht vor den Präsidentschaftswahlen durchzuführen. Nach 3,4 Prozent im April, 3,3 Prozent im Mai war die Inflationsrate im Juni auf 3,0 Prozent gesunken, was von Beobachtern als Möglichkeit für die FED gesehen wird, im September die Zinsen zu senken.
Tiefe Steuern und Deregulierung zählen zum Programm von Trump. So wird erwartet, dass er Beschränkungen für die Ölindustrie aufhebt und Klimagesetzgebung herunterfährt. Schon angekündigt hat er einen generellen Importzoll von zehn Prozent. Für Importe aus China will er 60 Prozent Zoll erheben.
Im Juli hatten die Diskussionen um die US-Präsidentschaftswahlen einmal mehr Hochkonjunktur.
Über das Wirtschaftsprogramm einer möglichen Präsidentin Kamala Harris kann man zurzeit wohl nur vermuten, dass sie Bidens Initiativen weiterführen wird. Besonders die massiven Investitionen in die höchst erneuerungsbedürftige Infrastruktur wie Strassen, Brücken und Kommunikationslinien würden wohl fortgesetzt werden, auch fördernde Massnahmen für private Investitionen in der Energie- und Chipindustrie würden wohl weitergeführt werden.
Die Biden-Regierung ist bemüht, vor den Wahlen möglichst positive Wirtschaftszahlen kommunizieren zu können. Das Büro für Economic Analysis des U.S. Department of Commerce publizierte am 25. Juli eine überraschend positive Bewertung der derzeitigen Wirtschaftsentwicklung in den USA. Demnach soll nach einer ersten Schätzung das reale Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 2,8 Prozent gestiegen sein, nach nur 1,4 Prozent im ersten Quartal (jeweils im Vergleich zum Vorjahr). Ausgelöst wurde diese Steigerung durch stark gestiegene Konsumausgaben sowie bemerkenswerte Zunahmen bei Waren und Dienstleistungen. Gestiegene Motorfahrzeug-Verkäufe und Zuwächse im Gross- und Einzelhandel sowie bei den Lagerinvestitionen werden positiv erwähnt.
Goldpreis steigt weiter - weltweiter Gold-Bedarf nimmt zu
Die Diskussionen um die US-Präsidentschaftswahl und ihren möglichen Ausgang scheinen manche Investoren auch bei der Entscheidung beim Kauf von Gold zu beeinflussen. Der Goldpreis ist nicht zu bremsen. Bei Gold gab es am 16. Juli mit 2'174.03 Franken pro Unze einen neuen Ausreisser nach oben. Beobachter nennen den gescheiterten Attentatsversuch auf Donald Trump als Auslöser, aber auch die zunehmende Erwartung auf Zinssenkungen der US-Notenbank Fed im September unter Eindruck der letzten Inflations- und Konjunkturdaten.
Die weltweite Nachfrage nach Gold betrug im zweiten Quartal 1'258 Tonnen.
Der weltweite Bedarf an Gold nimmt zu. Laut dem aktuellen Bericht des World Gold Council (WGC) ist die Nachfrage im zweiten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent gestiegen auf 1'258 Tonnen. Ins Gewicht fällt der Zuwachs auf dem Freiverkehrsmarkt (Over-The-Counter). Mit 329 Tonnen verzeichnet dieser Bereich die Höchste Nachfrage seit 4 Jahren. Wie philoro in einer Medienmitteilung vom 30. Juli berichtet, halten die Anzahl Käufer und Verkäufer von Gold in der Schweiz über einen überraschend langen Zeitraum die Waage. Ein allmählicher Trend zu einem Käufermarkt ist erkennbar.
In der Schweiz ist die Anzahl Käufer und Verkäufer von Gold seit längerer Zeit ungefähr gleich gross.
Bei philoro SCHWEIZ ist der Umsatz im zweiten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent gestiegen. Die Anzahl Transaktionen ist um 10 Prozent gestiegen. Im ersten Quartal lag das Verhältnis von Kauf und Verkauf bei 1:1. Das heisst, die Anzahl der Kunden, die Gold kauften, war gleich gross wie die Anzahl der Kunden, die Gold verkauften. Im zweiten Quartal war das Verhältnis aber 4:1. Das heisst, es kauften vier Mal mehr Kunden Gold, als Gold verkauften. Grosse Stückelungen waren beim Kauf besonders beliebt.
Apropos Verhältnis: Die olympischen Goldmedaillen waren bis zu den Olympischen Spielen 1912, welche in Stockholm ausgetragen wurden, aus purem Gold. Bei heutigem Marktwert entspräche der Materialwert bei einem Gewicht von 529 Gramm gut 35'000 Franken. Die Vorgabe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) besagt, dass die Goldmedaille nach heutigen Massstäben aus 523 Gramm Silber bestehen und mindestens sechs Gramm Gold enthalten soll. Seit Stockholm hat sich das Verhältnis auf 100:1 (Silber und Gold) verschlechtert. Ideell ist eine Goldmedaille freilich unbezahlbar.
Ich wünsche Ihnen in dieser Woche, dass sich Ihre Verhältnisse nur zu Ihren Gunsten verbessern.
Mit goldenen Grüssen
Christian Brenner
Zum Autor
Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG
Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.