Der Umsatzrückgang im Schweizer Detailhandel ist marginal, doch weist er darauf hin, dass sich die Teuerung in der Schweiz teilweise auch auf die Konsumentenstimmung auswirkt. Die Umsätze sanken 2023 gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik berichtet. Hätten die Detailhändler keine Preiserhöhungen vorgenommen, wäre der Umsatz sogar um 2 Prozent zurückgegangen.
Auch im Schweizer Aussenhandel hat es 2023 ein Minus gegeben. Gemäss Mitteilung des Eidgenössischen Finanzdepartements sanken 2023 die Exporte um 1,2 Prozent, die Importe nahmen um 3,8 Prozent ab. 2022 hatten die Exporte noch ein Wachstum von 6,9 Prozent verzeichnet, die Importe ein Wachstum von 16,6 Prozent. Das letzte Quartal 2023 lässt bei den Exporten die Situation auch weiter volatil erscheinen, bei den Importen zeichnet sich mit 2,5 Prozent plus eine Tendenz zur Verbesserung ab.
Zur Entlastung der Wirtschaft hat die Schweiz die Zölle auf Industrieprodukte wie Konsumgüter, Rohstoffe, Vorprodukte und Maschinen per 1. Januar 2024 gestrichen. Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO rechnet damit, dass die Wirtschaft dadurch Verwaltungskosten von rund 100 Millionen Franken im Jahr einsparen kann und rund 270 Millionen Franken an Produktivitätssteigerungen erzielt werden können.
Die Schweizer Wirtschaft könnte demnächst von einemneuen Handelsabkommen mit Indien profitieren.
Wesentliche Impulse erwartet die Schweizer Wirtschaft von einem Handelsabkommen mit Indien. Gemeinsam verhandeln die verbliebenen EFTA-Staaten seit 16 Jahren mit dem aufstrebenden Wirtschaftsriesen in Asien. Während die Schweizer Maschinenindustrie durch ein solches Abkommen erhebliche Erleichterungen bei Exporten und Zolleinsparungen in Indien von bis zu 22 Prozent erwartet, sehen die Vertreter der Pharmaindustrie noch Hemmnisse in den noch nicht ausreichenden Bestimmungen zum Schutz der Patente und des geistigen Eigentums. Jedenfalls werden die bevorstehenden Wahlen in Indien und der Februar für den Abschluss eines derartigen Vertrages erwartet.
EZB muss Wachstumsprognosen nach unten korrigieren
Wegen der wirtschaftlich angespannten Situation hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Wachstumsprognose zurückgeschraubt. Erwartet wird für den Euro-Raum 2024 eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 0,6 Prozent, das wären um 0,3 Prozentpunkte weniger als noch im Oktober vorausgesagt worden ist. 2025 sollten dann laut EZB wieder 1,3 Prozent Wirtschaftswachstum erreicht werden (im Oktober hatte man noch 1,5% erwartet).
Bei der Entwicklung der Inflationsraten im Euroraum rechnen die Experten der EZB jetzt für 2024 mit einer Rate von 2,4 Prozent. Das wären weniger als die im Oktober vorausgesagten 2,7 Prozent. 2025 und 2026 sollte die Inflationsrate auf die geforderten 2,0 Prozent sinken. Für 2023 betrug die jährliche Inflationsrate im Euro-Raum 5,6 Prozent, in der gesamten EU 6,5 Prozent.
Die Europäische Zentralbank hat in ihrer ersten Sitzung am 25. Januar keine Änderung der Leitzinsen beschlossen. Der Zinssatz bleibt somit bei 4,5 Prozent. In der Erklärung des EZB-Rats wird nachdrücklich betont, dass es zentrale Absicht sei, zu den geforderten 2 Prozent Inflationsrate zurückzukehren und die dafür notwendigen Massnahmen aufrecht zu erhalten.
Laut OECD geht das Wachstum in den USA deutlich zurück
Auch in den USA sind die Wachstumsprognosen für 2024 je nach Quelle verhalten optimistisch. Nach 2,4 Prozent Wirtschaftswachstum 2023 wurde zuletzt von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für die USA 2024 ein Wachstum von 1,5 Prozent erwartet, das im Jahr darauf wieder auf 1,7 Prozent steigen sollte.
Mit einem rechnerischen Trick kommt das US-Handelsministerium auf ein gutes BIP-Wachstum.
Das Wachstum in den Vereinigten Staaten scheint sich in der zweiten Jahreshälfte 2023 beschleunigt zu haben: Nach einem starken Sommerquartal (+4,9%) stieg das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal neuerlich stärker als erwartet. Das US-Handelsministerium errechnete – in einer in Europa unüblichen Hochrechnung bei gleichbleibenden Werten für das Gesamtjahr – eine Steigerung des BIP für 2023 von 3,3 Prozent. Im Jahr 2023 seien 2,7 Millionen Arbeitsplätze geschaffen worden und die Kerninflation sei wieder in Richtung des Richtwerts vor der Pandemie gesunken, betonte Präsident Joe Biden in einem Statement Ende Januar. Im Wahljahr muss er für gute Stimmung sorgen.
Die Kernkomponente des von der US-Notenbank Fed besonders beachteten Preisindexes PCE stieg im Jahresvergleich um 2,9 Prozent, nachdem sie zuvor noch 3,2 Prozent betragen hatte. Der Gesamtindex wird mit 3,4 Prozent ausgewiesen.
An der Sitzung des US-Federal Reserve Boards Ende Januar wurde der bisherige Leitzins von 5,5 Prozent beibehalten. Aber im April könnte es bei gleichbleibenden Tendenzen doch die erste Senkung geben, meint man in Bankenkreisen in den USA.
Auflösung von «China Evergrande» erschüttert Chinas Wirtschaft
Im Januar fiel die mediale Aufmerksamkeit auch auf die chinesische Wirtschaft, genauer gesagt auf die dort manifestierte Immobilienkrise. Die weltweit schwache Nachfrage hält die chinesische Exportwirtschaft weiter unter Druck, ebenso der krisenhafte Immobilienmarkt und der schwache Binnenkonsum. Der Immobilien-Konzern «China Evergrande» ist mitmehr als 300 Milliarden US-Dollar verschuldet.
Gerade die Krise am Immobilienmarkt, der wichtiger Markt für Anleger in China ist, verringert die Gestaltungsmöglichkeiten von Konsumenten bei ihren Ausgaben und trägt zur schwachen Nachfrage bei. Dazu kommt ein anhaltender Preisverfall. Letzte Entwicklung ist ein Gerichtsbeschluss in Hongkong Ende Januar, mit dem eine Auflösung des Konzerns «China Evergrande» angeordnet wird. Erwartet wird nunmehr die Einsetzung eines kommissarischen Verwalters, der die weiteren Schritte zur Beendigung des mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar verschuldeten Konzerns abwickeln soll.
Senkung der Zinsen dürfte Goldpreis beflügeln
Die Entscheide der US-Notenbank Fed bezüglich Leitzinsen haben einen bedeutenden Einfluss auf den Goldpreis. Eine Senkung der Zinsen dürfte den Preis stark beflügeln. Der Goldpreis ist in verschiedenen Währungen im letzten Jahr stark gestiegen und erreichte in US-Dollar Anfang Dezember einen neuen Rekord von 2‘135 US-Dollar je Feinunze. Die Jahresperformance betrug beim Goldpreis in US-Dollar 13,1 Prozent. Beim Goldpreis in Euro 9,7 Prozent. In Schweizer Franken lag die Performance lediglich bei 2,9 Prozent, weil der starke Franken hier entsprechend ins Gewicht fällt. Gold ist aber immer eine langfristige Investition, die zur Absicherung dient. Die kurzfristige Rendite steht beim gelben Edelmetall nie im Fokus.
Die Gesamtnachfrage nach Gold weltweit blieb im vergangenen Jahr auf extrem hohem Niveau. Eine geringe Abnahme des Bedarfs um 5 Prozent auf 4'448 Tonnen war zu verzeichnen, was unter anderem mit den starken Abflüssen bei den Gold-ETFs zu tun hat (-244 Tonnen). Wie der aktuelle Bericht des World Gold Council (WGC) zeigt, kauften die Zentralbanken weiterhin in hohem Tempo Gold. Ihre Zukäufe betrugen 1'037 Tonnen, was nur 4 Prozent weniger war als 2022. Der grosse Bedarf der Zentralbanken nach Gold ist ein weiterer Faktor für einen steigenden Goldpreis. Für die neue Woche wünsche ich Ihnen, dass Sie für Ihre Investitionspläne des neuen Jahres wegweisende Orientierungshilfen finden. Vielleicht kommt für Sie ja auch Gold neu oder vermehrt in Frage. In einer Welt voller Unsicherheiten ist Gold das Ruhekissen des eigenen Portfolios. Investieren Sie klug, ruhen Sie sorgenfrei!
Mit goldenen Grüssen
Christian Brenner
Zum Autor:
Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG
Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.