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Die Goldene Stunde: Trotz US-Handelskonflikt verhaltener Optimismus

Trotz Wachstums in Europa trübt die US-Konjunkturschwäche die Stimmung. Handelskonflikte sorgen für Unsicherheit – Gold bleibt als stabiler Wertspeicher gefragt.

7. Juli 2025
Goldene Stunde

Die Schweiz und Europa verzeichnen im ersten Quartal dieses Jahres ein steigendes Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig ist die US-Wirtschaft um minus 0,5 Prozent geschrumpft. Die Prognosen sind zwar optimistisch, doch die Unsicherheiten sind angesichts des US-Handelskonflikts gross. Der Goldpreis hat im Juni nachgegeben. Ein guter Zeitpunkt für den Einstieg. Auf lange Sicht steigt der Wert von Gold immer. Die durchschnittliche Jahresrendite beim Goldpreis in Schweizer Franken beträgt 7,2 Prozent.

Die Konjunktur in der Schweiz hellt sich auf. In der am 2. Juni veröffentlichten Mitteilung des Staatssekretariates für Wirtschaft SECO stellt man fest, dass das Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Monaten stärker als zuvor gewachsen ist. Nach 0,6 Prozent im letzten Quartal des Vorjahres wurden für das erste Quartal diesen Jahres 0,8 Prozent (Sportevent bereinigt) festgestellt.

Die Schweiz verzeichnete im ersten Quartal dieses Jahres ein BIP-Wachstum von 0,8 Prozent.

Starken Zuwachs, nämlich plus 7,5 Prozent gibt es in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Das verarbeitende Gewerbe meldet 2,1 Prozent. Im Aussenhandel gibt es mit 5 Prozent bei den Warenexporten erhebliche Zuwächse. Stark gewachsen ist auch der Dienstleistungssektor. Die Dienstleistungsexporte haben um 1,4 Prozent zugenommen. Der Handel meldet plus 2,1 Prozent. Lediglich das Gastgewerbe musste nach einem starken Vorquartal mit minus 1,7 Prozent einen Rückgang verzeichnen.

Optimistische Erwartungen für die Schweizer Wirtschaft

Die Konjunkturprognose KOF der ETH Zürich vom 16. Juni sieht für das zweite Quartal den internationalen Handelskonflikt als Unsicherheitsfaktor. Für das Gesamtjahr 2025 bleibt man aber trotzdem auf einer erwarteten Steigerung von 1,4 Prozent. Für 2026 wurde die Prognose vorerst um 0,4 Punkte auf 1,5 Prozent gesenkt. Während im positiven ersten Quartal Vorzieheffekte wirksam geworden zu sein scheinen, befürchtet man jetzt im zweiten Quartal Auswirkungen der internationalen Zolldiskussionen.

Ein Foto der Schweizerischen Nationalbank (SNB)

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins zuletzt auf null Prozent gesenkt. 

Die Inflation in der Schweiz ist rückläufig. Im Mai ist sie sogar ins Minus gerutscht. Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) lag die Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat bei -0,1 Prozent. Angesichts der anhaltend sehr tiefen Inflation hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) per 20. Juni den Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte gesenkt auf nunmehr null Prozent. Es ist bereits die sechste Zinssenkung in Folge. Die SNB hält es für möglich, dass Negativzinsen bald wieder zurückkehren.

Europa verzeichnet Wirtschaftswachstum im ersten Quartal

Im Euro-Raum und der Gesamt-EU ist das Bruttoinlandprodukt im ersten Quartal um 0,6 Prozent gestiegen. Dies gab Eurostat, das Statistikamt der EU in einer Publikation am 2. Juni bekannt. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeutet das eine Steigerung um 1,5 Prozent im Euro-Raum und 1,6 Prozent in der gesamten EU. Den höchsten Zuwachs notiert Irland mit 21,1 Prozent, Österreich liegt mit minus 0,4 Prozent im unteren Bereich. Deutschland verharrte bei 0,0 Prozent.

Das Wirtschaftswachstum betrug im Euro-Raum und der Gesamt-EU im ersten Quartal 0,6 Prozent.

Die jährliche Inflation im Euro-Raum lag im Mai bei 1,9 Prozent (gegenüber 2,2% im April). Im Vorjahr hatte sie noch 2,2 Prozent betragen. Die niedrigste jährliche Inflationsrate verbucht dieses Mal Zypern mit 0,4 Prozent, Frankreich mit 0,6 Prozent und Irland mit 1,4 Prozent. Es folgen Dänemark mit 1,5 Prozent, Italien und Portugal mit 1,7 Prozent und Slowenien mit 1,9 Prozent. Mit besonders hoher Inflation zu kämpfen haben Ungarn (4,5%), Estland (4,6%) und Rumänien (5,4%).

Ein Mann blickt in einen leeren Geldbeutel.

Die jährliche Inflation im Euro-Raum ist im Mai auf 1,9 Prozent zurück gegangen.

Zum achten Mal seit Juni 2024 senkte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen im Euro-Raum. Konkret senkte die EZB Anfang Juni den Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent. Mit dieser Entscheidung setzt sie ihren Kurs einer lockeren Geldpolitik fort, um der rückläufigen Inflation und der schwächelnden Konjunktur im Euro-Raum entgegenzuwirken. Die Wirtschaft braucht im Zollstreit dringend Unterstützung. Allerdings könnte dies vorerst die letzte Zinssenkung gewesen sein.

Zollpolitik stellt US-Konjunkturprognosen in Frage

In den USA ist die weitere Wirtschaftsentwicklung nicht eindeutig zu erkennen. Durch die zahlreichen Zollankündigungen und Sondervereinbarungen ist der weitere Konjunkturverlauf schwer vorher zu sagen. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für 2025 eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent, dies bei einer Inflationsrate von 3,0 Prozent. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD sagt in ihrem am 3. Juni erschienen Economic Outlook den USA für 2025 ein Wachstum von 3,2 Prozent voraus, für 2026 2,8 Prozent.

Unter anderem starke Importe haben die US-Wirtschaft im ersten Quartal zum Schrumpfen gebracht.

Tatsächlich scheint sich aber der Markt nicht an diese Prognosen zu halten. Im ersten Quartal ist die US-Wirtschaft um minus 0,5 Prozent geschrumpft. Das ist um 0,3 Punkte mehr als zuletzt angenommen. Im 4. Quartal 2024 war das BIP in den USA noch um 2,4 Prozent gewachsen. Der Rückgang im ersten Quartal wird vom Büro für Ökonomische Analysen der amerikanischen Regierung vor allem mit dem starken Anstieg der Importe kommentiert, sowie einem Rückgang der Staatsausgaben. Die vermehrten Importe sind vor allem auf Vorzieheffekte zurückzuführen, um kommenden Einfuhrzöllen auszuweichen. Die künftigen zollpolitischen Entscheidungen sind für die weitere Wirtschaftsentwicklung bedeutsam. Da könnte der 9. Juli zu einem wichtigen Datum werden, an welchem US-Präsident Trump seine zuletzt angekündigten Änderungen umsetzen will.

Das Weiße Haus in Washington DC.

Am 9. Juli könnte es aus dem Weissen Haus Neuigkeiten zur US-Zollpolitik geben.

Die teilweise heftige Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Vorsitzenden der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, über die Höhe der Leitzinsen scheint sich auch in die nächsten Monate hinzuziehen. Die nächste Fed-Entscheidung ist für 29. Juli denkbar, eine Änderung der Leitzinsen sollte aber erst zum regulären Termin am 16. September erfolgen. Während Trump offensichtlich einen Nachfolger für Jerome Powell sucht, dessen Vertrag aber noch bis Mai 2026 läuft, fällt der Kurs des US-Dollar gegenüber dem Franken auf seinen bisher historisch tiefsten Stand (1 Dollar = 0.80 Franken).

Goldpreis gibt nach – langfristig gute Renditechancen

Trotz der wirtschaftlichen und politischen Unruhen der letzten Wochen hält sich der Goldpreis im oberen Niveau, hat aber deutlich nachgegeben. Mit 3'274 US-Dollar lag er Ende Juni um 40,72 Prozent über dem Vorjahreskurs, in Schweizer Franken mit 2'616,92 Franken um 25,16 Prozent höher. Zwar sind die Kurse nach dem Waffenstillstand im Mittleren Osten schwächer geworden, Experten sprechen aber von einer Seitwärtsbewegung, die auf den Märkten eine Abwarte-Phase ausgelöst hat. Man wartet nun auf neue Impulse, wie etwa Wirtschaftsdaten, die einen neuerlichen Anstieg möglich machen würde.

Der Goldmarkt wartet auf neue Impulse, die den Goldpreis ansteigen lassen.

Jede Abwärtsbewegung beim Goldpreis kann freilich gut zum Kauf von Gold genutzt werden. Der Zeitpunkt für Gold-Investitionen ist aber immer gut. Auf lange Sicht steigt der Goldpreis immer. Laut dem Monthly Gold Compass von Incrementum des Monats Juni liegt die durchschnittliche jährliche Rendite beim Goldpreis in Schweizer Franken seit dem Jahr 2000 bei 7,2 Prozent.

Die Branchenorganisation World Gold Council geht in seiner aktuellen Erhebung davon aus, dass die Zentralbanken weiter «positive Erwartungen» für Gold sehen. 95 Prozent der Befragten nehmen an, dass die weltweiten Goldreserven der Zentralbanken in den nächsten 12 Monaten weiter steigern werden. 43 Prozent gehen davon aus, dass auch ihre eigenen Goldreserven zunehmen werden. Hingegen nehmen 73 Prozent der Befragten an, dass der Anteil des US-Dollar an den Währungsreserven in den nächsten fünf Jahren sinken wird.

Zwei philoro 1kg-Goldbarren auf einem Felsen.

Gold ist in der wirtschaftlich und geopolitisch unsicheren Zeit zur Absicherung des Portfolios sehr gefragt.

In Deutschland und Italien gibt es mittlerweile mehrere Stimmen, die die Rückholung ihrer Goldbestände aus New York fordern. Die Financial Times meldet in diesem Zusammenhang, dass die letzten Äusserungen von US-Präsident Trump die Unabhängigkeit der Federal Reserve Bank in Frage stelle. Die Fed in New York lagert Gold im Auftrag von 36 Zentralbanken neben eigenen US-Beständen.

Apropos Lagerung: Im Zweiten Weltkrieg stand ein norwegisches Forscherteam auf Spitzbergen vor einer ungewöhnlichen Herausforderung: Wie lagert man Saatgut, das die Menschheit im Falle einer globalen Katastrophe retten könnte – und zwar sicher vor Krieg, Klima und Katastrophe?

Die Antwort war so skurril wie genial. Man fror es im Permafrost ein, 120 Meter tief in einen Berg gebohrt – und nannte es später das «Svalbard Global Seed Vault». Seit 2008 lagern dort über 1,2 Millionen Saatgutproben – von mexikanischem Mais bis afghanischem Weizen. Die Temperatur? Stets minus 18 Grad Celsius. Die Sicherheit? Erdbebensicher, atomkriegresistent und.ja, auch pandemie-proof.

2015 wurde ausgerechnet Syrien zum ersten Land, das Proben wieder abholen musste, weil der landeseigne lokale Saatgut-Tresor im Krieg zerstört worden war. Die Lagerung in der Arktis war damit kein PR-Gag. Sie war ein Vorsorgeakt mit Weitblick – eine stille Versicherung für kommende Generationen.

Ich wünsche Ihnen eine Woche, in der Sie nicht nur die Dinge gut aufbewahren, sondern auch merken, wenn Sie vielleicht auch mal auf das Eine oder Andere verzichten können.

Mit goldenen Grüssen

Christian Brenner

Zum Autor

Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG

Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.