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Die goldene Stunde: Verhaltener Optimismus macht sich breit

Mehrere Konjunkturzahlen aus dem März deuten darauf hin, dass die wirtschaftliche Lage in Europa und den USA angespannt bleibt, doch dass künftig wieder mehr Wachstum drin liegt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO verweist aber auch darauf, dass die Konflikte in der Ukraine und im Mittleren Osten eine Gefahr für die Wiederbelebung der Wirtschaft in der Schweiz darstellen. In diesem unsicheren Umfeld bleibt Gold als Krisenwährung attraktiv. Das gelbe Edelmetall setzt seinen Höhenflug fort.

11 April 2024
SilberSchweizGoldene Stunde

Erholung der Wirtschaft

Wie auch in den benachbarten europäischen Industriestaaten lässt auch in der Schweiz die Erholung der Wirtschaft auf sich warten. Die Voraussage des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 1,1 Prozent wird (unverändert gegenüber der letzten Prognose) als «deutlich unterdurchschnittliches Wachstum» qualifiziert. Für 2025 erwartet man eine Normalisierung des Wachstums auf 1,7 Prozent.

Im abgelaufenen 4. Quartal des Vorjahres war der Dienstleistungssektor die massgebliche Wachstumsstütze. Wie in den umliegenden Staaten war die gewerbliche Wertschöpfung rückläufig. Für die Schweiz besonders bedeutend ist die Schwäche der chemisch-pharmazeutischen Industrie.

Bewaffnete Konflikte bergen weiterhin Unsicherheiten

Für das zweite Halbjahr erwarten die Experten des SECO eine «gewisse Normalisierung» des Wirtschaftsgeschehens. Voraussetzung dafür wäre aber eine Erholung der Weltwirtschaft und damit eine Belebung der Exportwirtschaft. Allerdings werden mögliche Risken aus den Auswirkungen der bewaffneten Konflikte in der Ukraine und im Mittleren Osten als Gefahr für eine Wiederbelebung der Weltwirtschaft genannt. Auch die Entwicklung der Wirtschaft in den wichtigen Exportmärkten Deutschland und der Volksrepublik China könnten im Falle des negativen Verlaufes die Konjunkturerholung in der Schweiz belasten.

Das Seco erwartet mit 1,5 Prozent dieses Jahreine tiefere Inflation als ursprünglich angenommen.

Die sinkende Inflation lässt 2024 1,5 Prozent als Jahresschnitt erwarten, gegenüber noch 1,9 Prozent in der Dezemberprognose. Positive Einflüsse erwartet man auch von wachsenden Konsumausgaben. Die am 21. März erfolgte überraschende Senkung der Leizinsen durch die Schweizerische Nationalbank von 1,75 Prozent auf 1,5 Prozent wird als Zeichen des Vertrauens in den Rückgang der Inflation gedeutet. Allerdings wird unter Experten die Frage gestellt, ob diese erste Zinssenkung einer Notenbank zu einer weiteren Schwächung des Franken beitragen könnte. Seit Jahresanfang hat die Schweizer Währung gegenüber dem EURO und dem US-Dollar an Wert verloren. Die Exportwirtschaft und die Hotellerie sehen darin positive Effekte.

Das neue Freihandelsabkommen zwischen den EFTA-Staaten und Indien soll auch der Schweizer Wirtschaft neue Impulse bringen. Am 10. März haben die EFTA-Staaten (Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz) mit Indien das neue Freihandelsabkommen unterzeichnet. Für 95,3 Prozent der Importe Indiens von Schweizer Industrieprodukten (ohne Gold) werden die bestehenden Zölle vollständig oder teilweise aufgehoben. Auch Direktinvestitionen Schweizer Unternehmen in Indien sollen erleichtert werden. Die Schweizer Export-Wirtschaft ist 2023 gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent gewachsen.

Die Schweizer Exportwirtschaft hat nach einer jüngsten Statistik 2023 weltweit Waren im Gesamtwert von 420 Milliarden US-Dollar exportiert. Gegenüber dem Vergleichswert von 2022 beträgt demnach die Zunahme rund 18 Milliarden US-Dollar (+4,5 %). Als die grössten Exportgruppen werden Gold, Pharmazeutika und verschiedene Unterprodukte sowie Armband- und Taschenuhren genannt.

Inflation in Europa soll nächstes Jahr 2-Prozent-Marke erreichen

Die Beurteilungen der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Inflation gehen 2024 von 2,3 Prozent durchschnittlich aus. 2025 sollen 2,0 Prozent erreicht werden und 2026 will man mit 1,9 Prozent wieder unter die zwei Prozent Marke kommen. In der EZB erwartet man für 2024 ein Wirtschaftswachstum im EURO-Raum von 0,6 Prozent, für 2025 1,5 Prozent und 2016 1,6 Prozent.

Die Europäischen Zentralbank (EZB) rechnet damit, dass das Wirtschaftswachstum im EURO Raum in den kommenden Jahren wieder zunehmen wird.

Geringe Auslandsnachfrage und Verlust an Wettbewerbsfähigkeit werden neben Zurückhaltung der Verbraucher bei ihren Ausgaben, schwacher Investitionstätigkeit und fallender Exportumsätze als Hauptursachen für die anhaltend schwache Konjunktur genannt. An ihrem Meeting vom 7. März liess die EZB die Leitzinsen unverändert.

Für den EURO Raum stellt die EU-Kommission für 2024 eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes um 0,8 Prozent bei 2,7 Prozent Inflation in Aussicht. In der Mitte Februar veröffentlichten Aufstellung wird im EURO Raum Malta mit 4,6 Prozent Wachstum an der Spitze und Deutschland mit 0,3 Prozent am Ende der Liste genannt. Im nicht EURO Bereich führt Rumänien mit 2,9 Prozent.

Zahlen aus den USA verweisen auf robuste Wirtschaft

Das US-Wirtschaftsministerium verweist in seiner Verlautbarung vom März stolz auf 275’000 neu geschaffene Arbeitsplätze. Das sei wesentlich mehr als erwartet. Nach Angaben des Bureau of Economic Analysis ist das Bruttoinlandsprodukt im letzten Quartal 2023 mit 3,2 Prozent deutlich stärker gestiegen als vorausgesagt.

Für 2024 erwarten die internationalen Experten einen Rückgang der Wachstumsrate, halten aber 2,2 Prozent für realistisch, nachdem im Vorjahr noch Werte um die 1,1 Prozent genannt waren. So sagt etwa die Georgia State University 2,3 Prozent Zuwachs für dieses Jahr und 1,5 Prozent 2025 voraus. Die Inflation werde von 4,1 Prozent im Vorjahr auf 2,4 Prozent in diesem Jahr sinken und auf 1,6 Prozent im 2025. Auf derzeitiger Basis rechnet man mit einer Abschwächung des Arbeitsmarktes, allerdings rechnen alle Voraussagen mit einer Zinssenkung spätestens im Juni. Dann könnte die Konjunktur nochmals deutlich anspringen.

Geldentwertung bald wieder im Griff? Die Inflation in den USA wird laut Experten weiter abnehmen.

Die letzten Beobachtungen der US-Notenbank Fed zeigen für Februar einen Rückgang der Kerninflationsrate auf 3,8 Prozent (nach 3,9 % im Vormonat). Die Voraussagen der Fed für das Wirtschaftswachstum wurden nach oben revidiert: Demnach werde das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr um 2,1 Prozent wachsen, nachdem man noch im Dezember nur 1,4 Prozent Wachstum erwartet hatte. Für 2025 geht man weiter von einem Zuwachs von zwei Prozent aus.

Goldpreise setzte im März zum Höhenflug an

Obwohl die Zinssenkung der US-Notenbank Fed auf sich warten lässt, zeigte der Goldpreis im März kontinuierlich bergauf: 2'084.85 Dollar am 1. März, 2'185 US-Dollar am 8. März und damit blieb der Goldpreis über der 2’100er-Marke. Am 21. März, dem Tag nach der Verlautbarung der Fed, wonach die Zinssenkung verschoben wird, schnellte der Goldkurs auf ein neues Jahreshoch.

Neben anderen Gründen hat auch die geringereRendite bei US-Staatsanleihen zur «Gold-Rallye» geführt.

Beim World Gold Council (WGC) und bei Bloomberg erklärt man die «März Rallye» mit mehrerlei Faktoren: Zunächst habe der ISM-Index, in dessen Rahmen 400 Einkaufsmanager in den USA befragt werden, Anfang März eine schwache Erwartung der weiteren Wirtschaftsentwicklung ergeben. Dies habe, meinten Experten, die Anleiherenditen und auch den Wert des US-Dollars nach unten gedrückt.

Als weitere Punkte wird der Rückgang der Renditen bei 10-jährigen US-Staatsanleihen genannt, die nach der Fed-Entscheidung deutliche Schwächen offenbarten, sich aber unter dem Eindruck der anhaltend zähen Inflation zuletzt wieder angestiegen sein dürften. Jedenfalls wird die Zunahme der Marktvolatilität als Beurteilungskriterium für die Bewegungen beim Goldpreis als mögliche Ursache unterstrichen.

Gold ist in der gegenwärtig wirtschaftlich und geopolitisch unsicheren Zeit bei Anlegern sehr beliebt.

Das World Gold Council konstatiert in seinem jüngsten Monatsbericht für Februar seit nunmehr neun Monaten anhaltende Abflüsse bei Gold-ETFs. Insgesamt verloren demnach die aus globalen, physisch besicherten Gold ETFs im Februar 2,9 Milliarden Dollar. Damit notierten die ETFs auf ihrem niedrigsten Stand seit September des Vorjahres.

Rekordhohe Gold-Zukäufe bei der Volksrepublik China

Im Zukauf physischen Goldes liegen zuletzt die Zahlen einschliesslich Oktober/November 2023 vor. Demnach hat die Volksrepublik China 2023 224,9 Tonnen Gold gekauft, gefolgt von Polen mit 130 Tonnen und Singapur mit 76,5 Tonnen. Libyen mit 30 Tonnen und Tschechien mit 17,8 Tonnen folgen auf der Einkaufsstatistik.

Die gestiegene Nachfrage nach Gold bei den Zentralbanken dürfte in diesem und im kommenden Jahr anhalten, meinen Beobachter. Der Rekordkauf der People´s Bank of China ist der grösste vom Internationalen Währungsfonds seit 1977 registrierte Zukauf. Allerdings wird darauf verwiesen, dass die Volksrepublik damit nur 4 Prozent ihrer Gesamtwährungsreserven decken, während die Goldbestände in den USA, Deutschland, Italien und Frankreich zwischen 66 und 69 Prozent der Deckung ausmachen.

Laut Experten kommuniziert China seinetatsächlichen Goldbestände nur zurückhaltend.

Noch zwei Auffälligkeiten in dieser Statistik: Indien und Japan liegen mit 806 Tonnen beziehungsweise 816 Tonnen Goldreserven nahezu gleichauf. China hat mit rund 2'191 Tonnen nahezu zu Russland mit 2'332,7 Tonnen aufgeschlossen. Viele Experten sind jedoch einig darüber, dass das Reich der Mitte das wahre Ausmass seines Goldbestandes nicht kommuniziert.

Apropos kommunizieren: Nicht nur bei Menschen, auch im Tierreich kann sich die Kommunikation als komplex erweisen. So fanden Forscher der australischen Universität «Sunshine Coast» heraus, dass die Liebessprache der Salzwasserkrokodile folgendes Kommunikationsmuster aufweist. Während die Männer mittels Wasserblasen Geräusche erzeugen und mit starken Luftdruck Wasser zu einer Fontäne nach oben ausschnauben, um das Weibchen zu beeindrucken, neigen die Krokodilweibchen zu Knurrlauten.

Manche Menschen kennen dieses Phänomen unter dem Begriff «Ehe».

Ich wünsche Ihnen eine Woche, in der die Deutung Ihrer kommunikativen Signale klar verstanden wird.

Mit goldenen Grüssen

Christian Brenner

Zum Autor

Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG

Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.

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