Zurück

«Gold ist zuverlässig und ein weltweit akzeptiertes Anlageinstrument»

Interview mit Olivier Feller, Nationalratskandidat (Waadt) der FDP

12. Oktober 2023
InterviewsGold

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges steht die Wirtschaft im Zuge der Energiekrise und der Inflation vor grossen Herausforderungen. Auch die Folgen der Corona-Pandemie sind noch nicht vollends ausgestanden. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?

Die verhaltenen Konjunkturaussichten zeigen es: Die Schweizer Wirtschaft schwächelt. Umso wichtiger ist es nun, dass die Rahmenbedingungen für die Unternehmen verbessert werden. Die FDP setzt sich für einen starken Arbeitsmarkt mit tiefen Lohnnebenkosten und einem flexibilisierten Arbeitsrecht ein. Mit der Renteninitiative und der Initiative für die Individualbesteuerung hat die FDP geeignete Instrumente, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Schweizer Wirtschaft einigermassen robust. Dies führt allerdings zu einem starken Franken. Wie beurteilen Sie die Auswirkungen des starken Frankens auf die exportorientierten Unternehmen?

Der starke Franken ist zweifellos eine Herausforderung für die Exportwirtschaft. Die Unternehmen haben sich aber grösstenteils gut angepasst und machen den Nachteil mit Innovation wett. Die starke eigene Währung hat auch dafür gesorgt, dass die Inflation in der Schweiz weniger stark ist als in anderen Ländern.

Was halten Sie von der Annahme zahlreicher Verfechter eines Goldstandards, dass es unter einem mit Gold gedeckten Währungssystem mehr Planungssicherheit (über langfristige Zeiträume hinaus) gäbe und die ungezügelte Geldmengenausweitung nicht mehr möglich wäre?

Unter dem Goldstandard kam es auch zu Krisen und Notenbanken mussten unter Druck Zinsen erhöhen, ohne Rücksicht auf die Konjunkturlage, um Goldabflüsse zu verhindern. Schliesslich scheiterte der Goldstandard an wirtschaftspolitischen Realitäten. Eine Wiedereinführung wäre deshalb nicht umsetzbar.

Welche Rolle könnte Ihrer Meinung nach Gold in einer modernen Wirtschafts- und Finanzwelt spielen?

Gold hat als beliebtes Anlageinstrument durchaus seine Berechtigung.

Viele Leute flüchten angesichts der aktuellen Inflation in Sachwerte wie Gold. Können Sie dieses Verhalten nachvollziehen?

Grundsätzlich schon. Wobei man bedenken muss, dass auch der Goldpreis starken Schwankungen ausgesetzt ist.

Gold ist in der Schweiz gemäss der letzten Edelmetallstudie von philoro und der Universität St. Gallen (HSG) die beliebteste Anlageform, also noch beliebter als Immobilien oder Aktien. Was denken Sie, warum ist Gold hierzulande so beliebt?

Gold ist zuverlässig und ein weltweit akzeptiertes Anlageinstrument.

Haben Sie selber schon mal in Gold investiert? Falls Ja, warum?

Meine Bank schlägt mir jedes Jahr eine Vermögensallokationsstrategie vor, die in der Regel auch etwas Gold enthält.

Welcher Stellenwert hat für Sie Bargeld? Nutzen Sie mehrheitlich Bargeld oder bevorzugen Sie alternative Zahlungsmittel?

Ich benutze regelmässig noch Bargeld, insbesondere wenn es um Bezahlungen kleiner Beiträge geht.

Die Schweizer Nationalbank (SNB) verfügte per März 2023 über 1040 Tonnen Gold. Die Schweiz nahm damit Platz 8 im Länder-Ranking ein. Viele Nationalbanken vor allem der Schwellenländer stockten ihre Goldreserven in letzter Zeit massiv auf. Soll aus Ihrer Sicht auch die SNB die Goldreserven aufstocken?

Die Unabhängigkeit der Nationalbank darf nicht angetastet werden, deshalb sind jegliche politische Interventionen abzulehnen. Eine politisch verordnete Aufstockung der Goldreserven würde die Handlungsfähigkeit der Nationalbank stark einschränken. Die Nationalbank braucht keine solchen goldenen Fesseln, sondern im Gegenteil Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit. Nur so kann sie ihren grundsätzlichen Auftrag ausführen: die Preise stabil zu halten und dabei gute Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft zu schaffen.

Um der Inflation entgegenzuwirken, musste die SNB seit September 2022 den Leitzins massiv erhöhen. Wie beurteilen Sie das Vorgehen der SNB? Ist die aktuelle Teuerungs-Welle ausgestanden?

Die Schweizerische Nationalbank muss in der Schweiz für stabile Preise sorgen. Aufgrund der Rückkehr der Inflation musste sie mit Zinserhöhungen reagieren. Dass sie Ende September den Leitzins nicht weiter erhöht hat, zeigt dass der Inflationsdruck leicht abgenommen hat. Wichtig ist, dass die Unabhängigkeit der Nationalbank nicht angetastet wird.

Mit der Begründung, den Finanz- und Werkplatz Schweiz vor weitreichenden Konsequenzen zu schützen, hat der Bundesrat im März dieses Jahres darauf hingewirkt, dass die Credit Suisse von der UBS übernommen wurde. Wie steht Ihre Partei zu dieser Mega-Fusion?

Im März stand die Credit Suisse aufgrund gravierender Managementfehler am Abgrund. Dank dem entschlossenen Eingreifen von Finanzministerin Karin Keller-Sutter konnte ein unkontrolliertes Ende der Credit Suisse abgewendet werden. Dies hätte dem Ansehen des Schweizer Finanzplatzes massiv geschadet und unvorhersehbare Konsequenzen für das globale Finanzsystem mit sich gezogen. Die UBS muss nun ihre gesamtwirtschaftliche Verantwortung für die Schweiz wahrnehmen. Wir haben bereits in der Sommersession mittels Fraktionsvorstoss eine neue Finanzplatzstrategie gefordert. Für die Zukunft ist es notwendig, dass Fehlanreize eliminiert werden und Massnahmen geprüft werden, wie das oberste Kader bei Verfehlungen stärker zur Verantwortung gezogen werden kann.

Was erhofft sich Ihre Partei von der eingesetzten parlamentarischen Untersuchungs-kommission (PUK) zur Klärung der Causa Credit Suisse?

Sie soll ergründen, was sich genau zugetragen hat und wo die Fehler passiert sind. Einerseits stehen hier die Manager in der Verantwortung, aber auch die verschiedenen Aufsichtsgremien sollen genau unter die Lupe genommen werden. Wir müssen wissen, was wir in Zukunft besser machen können.

Vorherige
Die goldene Stunde: Schwächelnde EU-Wirtschaft wirkt sich auf die Schweiz aus
Nächste
«Gold wird auch künftig eine wichtige Rolle einnehmen»