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Die Goldene Stunde: Wirtschaftliche Lage bleibt angespannt - Trump konkretisiert Zoll-Politik

Das Wirtschaftswachstum in der Schweiz fällt 2024 mit 0,8 Prozent deutlich tiefer aus als der jährliche Durchschnitt. US-Präsident Trump schürt Angst mit Äusserungen zur Zoll-Politik.

5. März 2025
Goldene Stundephiloro Insights

In Europa stehen Deutschland und Österreich mit negativem Wachstum von minus 0,2 Prozent im vierten Quartal 2024 am Ende der Statistik. Für den gleichen Zeitraum weist auch die USA eine wirtschaftliche Abkühlung aus. US-Präsident Trump schürt weiterhin Angst mit konkreten Äusserungen zum bereits angekündigten Trendwechsel in der Zoll-Politik. Die Goldpreis-Rallye setzt sich fort.

Das Wirtschaftswachstum in der Schweiz liegt nach einer Schnellschätzung des SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft) vom 17. Februar für das Gesamtjahr 2024 bei plus 0,8 Prozent nach 1,2 Prozent 2023. Damit liegt 2024 deutlich unter dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum der Schweizer Wirtschaft seit 1981, das hatte nämlich 1,8 Prozent plus betragen. Auch die schweizerische Wirtschaft wurde offenbar von der «verhaltenen Entwicklung der grossen Handelspartner» negativ beeinflusst, meint man beim SECO. Nur ein «moderates Wachstum» wird dem Industriesektor attestiert, der von der chemisch-pharmazeutischen Industrie «massgeblich» gestützt worden sei. Auch der Dienstleistungssektor sei «unterdurchschnittlich» gewachsen.

Verschiedene Pillen als Symbol für die Pharmaindustrie.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie hat in der Schweiz das wirtschaftliche Wachstum stark gestützt. 

Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich sieht in ihrer jüngsten Beurteilung zum Jahreswechsel die «Perspektiven wieder eingetrübt». Für die Schweiz rechnet der Internationale Währungsfonds für 2025 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent. Das Inflationswachstum sollte bei gedämpften 1,0 Prozent bleiben. Der Leitzins liegt in der Schweiz derzeit bei 0,5 Prozent. Der nächste Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank wird per 20. März erwartet.

Viertes Quartal mit besseren Wachstumszahlen für Europa

Eurostat, das Statistikamt der Europäischen Union, stellte Mitte Februar fest, dass das BIP in den Staaten des Euro-Raums im letzten Quartal 2024 um 0,1 Prozent, in der gesamten EU um 0,2 Prozent gestiegen ist. Gegenüber dem letzten Quartal 2023 bedeutet das ein Plus von 0,9 Prozent für den Euro-Raum und 1,1 Prozent für die gesamte EU. Im vierten Quartal 2024 wiesen Deutschland und Österreich gegenüber dem Vorjahr ein negatives Wachstum von minus 0,2 Prozent aus. Die beiden Länder machen das Schlusslicht in der Statistik aus. In Österreich stand im Februar die Bildung einer neuen Koalitionsregierung zwischen ÖVP, Sozialdemokraten und Neos unmittelbar vor ihrer Bestellung. Deutschland hatte Ende Februar gewählt. Eine CDU/CSU geführte Koalition mit der SPD wird erwartet und will dem kränkelnden Industriestandort und der Wirtschaft neue Impulse geben.

Im letzten Quartal 2024 ist das Wirtschaftswachstum in der EU leicht um 0,2 Prozent gestiegen.

Für 2025 sieht die Deutsche Industrie- und Handelskammer Deutschland im dritten Krisenjahr in Folge mit einer weiteren Schrumpfung des deutschen BIP um 0,5 Prozent. 28 Prozent der Unternehmer, heisst es in einer Auswertung der Konjunkturumfrage, rechnen in diesem Jahr mit sinkenden Exporten, nur 20 Prozent glauben an Steigerungen in diesem Bereich. Vor allem die Automobilindustrie steht mit dem wegbrechenden Markt in China und der nicht gelingenden Transformation zu günstigen Elektroautos unter enormen Druck, der sich auch auf die Zulieferindustrie auswirkt.

Ein Auto, das von einem Roboterarm zusammengebaut wird.

Die Autoindustrie in Deutschland ist wegen des Konkurrenzkampfes mit China derzeit stark unter Druck. 

Nach der Schnellschätzung von Eurostat wird nach den Januar-Werten die Jahresinflation 2025 im Euro-Raum mit 2,5 Prozent weitgehend stabil bleiben. Das gilt besonders für die Kerninflation, während die Energiepreise wieder ansteigen dürften. Angesichts der schwächelnden Wirtschaft in der Euro-Zone und der Erwartung einer sinkenden Inflationsrate hat die Europäische Zentralbank (EZB) weitere Zinssenkungen in den kommenden Monaten in Aussicht gestellt. Der Leitzins sank am 5. Februar bereits um 25 Basispunkte auf 2,75 Prozent. Der nächste EZB-Entscheid wird gemäss Terminplan am 5. März aktuell.

US-Wirtschaft könnte sich abkühlen– Preise steigen erneut

In den USA rechnet man für 2024 in einer Schnellschätzung mit 2,8 Prozent Wachstum. Für 2025 schätzt der Internationale Währungsfonds 2,7 Prozent Steigerung, nachdem das Wachstum im letzten Quartal 2024 mit 2,3 Prozent schwächer gewesen ist als zuvor (+3,1% im dritten Quartal).

Im vierten Quartal 2024 war das Wachstum in den USA mit 2,3 Prozent deutlich schwächer als im Vorquartal.

Der US-Verbraucherpreisindex ist im Januar um 0,5 Prozent gestiegen, die stärkste monatliche Steigerungsrate seit August 2023. Im Jahresvergleich liegt die Inflationsrate damit um 3,0 Prozent über dem Vorjahreswert. Mitverantwortlich ist ein starker Anstieg der Lebensmittelpreise – und hier besonders jener für Eier (+53%) wegen geringerer Angebote aus Sorge wegen der Vogelgrippe. Jedenfalls ist man wieder weit von den geplanten zwei Prozent entfernt. Es wird interessant, was die US-Notenbank Fed in ihrer nächsten Sitzung zu den Leitzinsen beschliessen wird. Hierbei ist der 19. März das wichtige Datum.

Präsident Trump konkretisiert neue Zoll-Politik

Schon zehn Tage nach seinem Amtsantritt hat Trump mit massiven Massnahmen begonnen: Zunächst drohte er den BRICS-Staaten mit Zöllen von 100 Prozent, sollten sie eine eigene Währung einführen oder auf Ersatzwährungen zurückgreifen um den US-Dollar als Zahlungsmittel zu ersetzen. Gleichzeitig kündigte er die Erhöhung der Zölle aus Mexiko und Kanada um 25 Prozent und aus China um zehn Prozent an.

Das Weiße Haus in Washington DC.

Aus dem Weissen Haus in Washington verlautet US-Präsident Trump vermehrt die Einführung neuer Import-Zölle.

Am 10. Februar kündigte Präsident Trump neue US-Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte an. Und Staaten, die US-Waren höher verzollen als die USA dies im Gegenzug auf Importe aus diesen Ländern tun, sollten damit rechnen, dass die US-Importzölle auf die höheren Werte angehoben werden. Innerhalb von 3 Monaten sollten die Massnahmen getroffen werden.

Ab April könnten Autos, Pharmazeutika und Halbleiterchips mit 25 Prozent Zoll bei der Einfuhr in die USA belegt werden, wurde am 20. Februar vom Weissen Haus angekündigt. Die EU-Länder haben im Vorjahr 819'000 Fahrzeuge nach den USA exportiert und nur 258'000 importiert. Die USA verzollen derzeit Auto Importe mit 2,5 Prozent, während der Zollsatz für amerikanische Autos in der EU zehn Prozent beträgt.

Goldpreis weiterhin im Steigen begriffen

Die Goldpreis-Rallye geht ungebremst weiter. Seit Jahresanfang hat sich der Goldpreis weiter kontinuierlich verbessert und lag vor Ende Februar je Feinunze bei 2'641 Franken. In 12 Monaten hat sich der Goldkurs in Franken um satte 47,3 Prozent gesteigert.

Das Gesamtvolumen an Gold-ETFs stieg laut World Gold Council auf 294 Milliarden US-Dollar.

Die Goldpreisentwicklung bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die weltweiten Gold-ETFs. Wie in den Vormonaten verzeichnen Statistiken in Nordamerika Abflüsse, während - vor allem in Europa - Zuflüsse verzeichnet werden. Nach Erhebungen des World Gold Councils stieg das Gesamtvolumen der weltweiten Gold-ETFs zuletzt auf 294 Milliarden US-Dollar oder 3'253 Tonnen. Das weltweite Goldhandelsvolumen stieg im Januar um 20 Prozent.

Beobachter nennen die Diskussionen um weltweite Zollerhöhungen zwischen den USA und seinen Handelspartnern als Ursache für höhere Dollarkurse. Ob diese anhalten werden, ist aber nicht sicher und lässt Anleger in Gold ausweichen.

Apropos Dollar und Gold: Wussten Sie, dass man in den USA bis zum Jahr 1933 für einen Dollar eine Unze Gold erhalten hat. Heutzutage sieht das Verhältnis gleichwohl anders aus. Zum heutigen Zeitpunkt zahlt man für eine Unze Gold rund 2'920 Dollar. Die Entwertung der Währung ist massiv. Ein gutes Beispiel dafür, dass Gold die Kaufkraft des Vermögens beibehält.

Ich wünsche Ihnen eine Woche, in der Ihre Werte eine Aufwertung erleben.

Mit goldenen Grüssen,

Christian Brenner

Zum Autor 

Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG 

Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.