Die goldene Stunde: Gründe für Goldpreis-Rallye nicht ganz klar

Die goldene Stunde: Gründe für Goldpreis-Rallye nicht ganz klar 02.05.2024

Die Wachstumsprognosen für die Schweiz, Europa und die USA sind verhalten positiv. Der Rückgang der Inflation scheint aber doch langsamer zu verlaufen, als von den Zentralbanken gewünscht und erhofft. Skeptiker beginnen bereits vor einer zu frühen Senkung der Leitzinsen zu warnen, die ohnehin erst im Juni erwartet worden ist. Dem Goldpreis scheint die Verzögerung der Zins-Senkung nicht zu schaden. Am 12. April hatte er mit 2'417 US-Dollar pro Unze einen neuen Höhepunkt erreicht.

Nach den tiefen Einbrüchen der Konsumenten-Stimmung im Spätherbst 2023 zeigt der Schweizer Index für Konsumentenpreise jetzt wieder nach oben. So lag etwa die Gesamtstimmung im Oktober 2023 bei einem Jahrestief von -53 Punkten. Der am 5. April ausgewiesene Wert für März 2024 hat sich auf –38 Punkte verbessert. Die Lohnerhöhungen im Jahr 2023 konnten mit der Teuerung nicht Schritt halten. Das Bundesamt für Statistik teilt in seiner Mitteilung vom 25. April mit, dass in der Schweiz die Nominallöhne im Jahr 2023 um 1,7 Prozent gestiegen seien, die Reallöhne aber um 0,4 Prozent gesunken seien.

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Die Schweizerische Nationalbank erwirtschaftete im ersten Quartal dieses Jahres einen satten Gewinn.

Wenige Tage nach dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO hat auch die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich Ende März ihre Konjunkturprognose veröffentlicht: Sie sieht das Wirtschaftswachstum der Schweiz im ersten Halbjahr unter «dem Potential». Als Hauptursachen werden die reale Aufwertung des Frankens, die international schwache Konjunktur und die dadurch ausgelöste schwache Investitionsnachfrage genannt. Für die zweite Jahreshälfte wird aber eine Erholung erwartet.

Schweizer Nationalbank profitiert vom Anstieg des Goldpreises

Die Schweizerische Nationalbank meldete am 25. April, dem Vortag ihrer Generalversammlung einen Rekordgewinn. Im ersten Quartal hat der Gewinn der SNB 58,8 Milliarden Franken betragen. Durch die Abwertung des Schweizer Franken von fast 5 Prozent (am 1. Januar hat man für einen Schweizer Franken 1.80 Euro bezahlt, am 31. März waren es nur noch 1.03 Euro) verbuchte die Nationalbank einen Gewinn von rund 52,4 Milliarden Franken auf ihre hohen Devisenanlagen. Auch der höhere Goldpreis kommt der SNB zu Gute. Die Schweiz verfügt über rund 1'040 Tonnen Gold. Da der Goldpreis von Jahresbeginn von 55'794 Franken je Kilo auf 64'697 Franken per Ende März gestiegen ist, macht dies im Zwischenbericht der SNB per 31. März einen Wertzuwachs von 8,9 Milliarden Franken aus.

Die Schweizer Nationalbank hat 1'040 Tonnen Gold
an Lager und konnte damit grosse Gewinne erzielen.

Wirtschaft in Europa schwächelt – Aussichten aber positiv

Die Europäische Zentralbank EZB stellt in ihrem am 25. April erschienenen Wirtschaftsbericht eine im ersten Quartal 2024 weiterhin schwache Wirtschaftsentwicklung fest. So sei die Nachfrage im verarbeitenden Gewerbe gering und die Produktion vor allem im energieintensiven Sektor «verhalten». Die Aussichten sind allerdings positiv. Die Ausgaben für Dienstleistungen sind stabil und Umfragen deuten auf eine allmähliche konjunkturelle Erholung im Verlauf dieses Jahres, die in erster Linie von den Dienstleistungen ausgehe. Unterstützt werde diese Erwartung durch steigende Realeinkommen, die sich durch eine niedrigere Inflation, höhere Löhne und besseren Wirtschaftsdaten ergeben. Die Arbeitsmarktsituation entspanne sich langsam, die Arbeitslosenquote liege auf den niedrigsten Stand seit Einführung des Euro.

Die Inflation sei weiter gesunken, heisst es im aktuellen Bericht der EZB. Statt bisher 2,6 Prozent erwarte man nur für den Euro-Raum 2,4 Prozent Preisanstieg. Die Europäische Zentralbank erwartet, dass sich die Inflation in den kommenden Jahren um die derzeitigen Werte bewegen werde und dann 2025 zu den gewünschten zwei Prozent zurückkehren werde.

USA mit besseren Wachstumsprognosen bei hartnäckiger Inflation

Mit 2,7 Prozent vom Internationalen Währungs Fonds IWF prognostiziertem Wachstum der Wirtschaft für 2024 und dem Rückgang der Inflation auf 2,9 Prozent scheinen die USA die befürchtete Krise der Wirtschaft abgewendet zu haben. Die OECD hatte im Herbst ein Wachstum von 2,2 Prozent für 2023 und 1,3 Prozent für 2024 vorausgesagt. Dass man heute von einer drohenden Überhitzung des Marktes spricht, hatte vor einem halben Jahr noch niemand zu sagen gewagt.

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Die USA verzeichnet ein robustes Wirtschaftswachstum. Analysten gehen davon aus, dass die Gefahr einer Rezession gebannt ist.

Tatsächlich fasst der IWF in seiner Beurteilung zusammen, dass das robuste Wachstum (vor einem halben Jahr hatte man noch von einer drohenden Rezession gesprochen) sowohl bei Produktivität als auch bei der Beschäftigung Anzeichen einer Überhitzung in sich trügen. Die Arbeitslosigkeit sei weiter gesunken und im März seien (ohne Landwirtschaft) 300'000 neue Stellen geschaffen worden. Die Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent und Lohnzuwächse von 4,1 Prozent werden von Analysten ebenfalls als überraschend positiv qualifiziert.

Die Inflation hält sich in den Staaten hartnäckig und
zerschlägt Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung.

Aber die Inflation hält sich hartnäckig: Der Verbraucherpreisindex CPI ist auch im März (wie im Monat zuvor) um 0,4 Prozent gestiegen, sodass der Jahresvergleichswert jetzt bei 3,8 Prozent (nach 3,2 Prozent im Februar) liegt. Damit ist der Wert weit von dem in der US-Notenbank Fed geforderten Zwei-Prozent-Marke entfernt, selbst der Preisindex privater Konsumausgaben PCE liegt noch um die drei Prozent. Unter Analysten machen sich Zweifel breit, es sei keinesfalls sicher, dass sich unter diesen Bedingungen die Leitzinsen ab Juni verringern könnten, im Gegenteil, besorgte Beobachter halten eine Anhebung für nicht mehr ausgeschlossen.

US-Präsident Biden um glänzende Wirtschaftszahlen bemüht

Die positive Wirtschaftsentwicklung wird in dem kommenden Wahlkampf für die Präsidentenwahl im November eine wichtige Rolle zu spielen haben. Amtsinhaber Joe Biden verweist immer wieder auf die günstigen Wirtschaftsdaten und wird wohl alles dazu tun, um diese bis in den Herbst wirksam zu halten. Was das auf die Leitzins-Entscheidungen für Auswirkungen haben könnte, wird sich erst zeigen.

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In Washington ist die Biden-Regierung bemüht, möglichst positive Wirtschaftszahlen zu verbreiten.

Bankanalysen heben zuletzt hervor, dass eine Rezession wohl verhindert worden sei. Der daraufhin einsetzende Aufschwung des Aktienmarktes setzt sich wohl fort, verlagert aber das Interesse von Aktien mit geringerer Qualität zu grundlegend stärkeren Werten. Dieser Trend werde wohl anhalten, wenn auch die volkswirtschaftliche Datenlage schwankend bleibe.

Eine Umfrage von S&P Global spricht zuletzt von einer zunehmend schwächeren Aktivität der US-Wirtschaft im April. Der Chefökonom des Hauses wird zitiert: «Der US-Wirtschaftsaufschwung hat zu Beginn des zweiten Quartals an Dynamik verloren, die Befragten der Flash-PMI-Umfrage meldeten im April ein unter dem Trend liegendes Wachstum der Geschäftstätigkeit.» Der konstatierte erste Rückgang der Auftragseingänge im April (nach 6 Monaten) und ein Fünfmonatstief in den Erwartungen der Unternehmen für die Produktionsentwicklung scheinen Besorgnisse zu wecken.

Goldpreis-Rallye führte im April zu neuem Rekordhoch

Der Goldpreis hat im April eine Aufwärtsbewegung sondergleichen erlebt. Am 12. April hatte er mit 2'417 US-Dollar pro Unze einen neuen Höhepunkt (+ 20% gegenüber 2023) erreicht. Bei einer Rückschau stellt sich der Aufstieg noch deutlicher dar: Am 6. Oktober des Vorjahres lag er bei 1'820 Dollar, am ersten Handelstag des neuen Jahres 2024 bei 2'058 Dollar, Anfang März begann dann der Aufstieg bei 2'082 Dollar, Anfang April lag der Preis bereits bei 2'300 Dollar und nunmehr Ende April bei 2'327 Dollar, das sind mit allen Schwankungen um die 17 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die Gründe für den starken Anstieg des Goldpreises
 in letzter Zeit sind nicht vollends klar.

Beobachter in Zentralbanken und Handelshäusern können keine allgemeingültigen Erklärungen zu diesen plötzlichen Preisentwicklungen geben. Die zunehmenden Zweifel, ob die Zentralbanken nun, unter dem Druck der immer noch zu hohen Inflation, schon bald (im Juni) oder später (im September) Leitzinsen senken werden, passen nicht ganz zur Goldpreis-Rallye.

Auch der zeitweise zunehmende Kauf von ETFs für Gold scheint nicht der Auslöser gewesen sein, denn ETFs werden jetzt wieder abgebaut. Die Abflüsse sind im März aber deutlich langsamer geworden. Parallel zur leichten Abschwächung des Goldpreises in den letzten Apriltagen sehen Beobachter eine Zunahme der Goldkäufe bei den grossen Edelmetall-ETFs. Diese neulich starke Zunahme des Engagements der ETFs deutet auf ein Ende der Abflüsse der letzten Wochen hin.

Intensive Goldkäufe der Zentralbanken halten weiterhin an

Anders scheint der anhaltende Kauf von Gold durch Zentralbanken in den Schwellenländern, allen voran China, doch die Preise zu beeinflussen. China hat 2023 mit fast 225 Tonnen Gold die grössten Ankäufe getätigt, gefolgt von Polen mit 130 Tonnen, Singapur mit 76,3 Tonnen, Libyen mit 30 Tonnen und Tschechien mit 18,7 Tonnen. Grösster Verkäufer im Vorjahr waren die Türkei mit fast 80 Tonnen, gefolgt von Kasachstan mit 57,4 Tonnen, Usbekistanmit 24,6 Tonnen, Bolivien mit 18,2 Tonnen und Kambodscha mit 10 Tonnen.

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Gold gilt als sicherer Hafen und ist angesichts der geopolitisch und wirtschaftlich instabilen Lage derzeit äusserst gefragt.

Ähnlich die aus verschiedenen Quellen verfügbaren ersten Ergebnisse des Jahres 2024: So kauften die Zentralbanken im Januar und im Februar 64 Tonnen Gold, fast um die Hälfte weniger als 2023, aber das Vierfache von 2022. Die Peoples Bank of China kaufte im Februar wieder 12 Tonnen und liegt nun bei einem Bestand von 2'257 Tonnen. Gestiegen sind auch die Bestände von Kasachstan und Indien, jeweils um 6 Tonnen. Singapur, Tschechien und Qatar melden ein Plus von 2 Tonnen.

Die Zentralbanken der Schwellenländer, allen voran China,
kaufen ohne Unterbruch enorme Mengen an Gold.

Per Ende 2023 besassen die Vereinigten Staaten 8'133,5 Tonnen Gold, Deutschland 3'352,7 Tonnen, der Internationale Währungsfonds 2'814 Tonnen, Italien 2'451,8 Tonnen, Frankreich 2'437 Tonnen. Es folgen Russland mit 2'332,7 Tonnen, China mit 2'235,4 Tonnen, die Schweiz mit 1'040 Tonnen, Japan mit 846 Tonnen und Indien mit 803,6 Tonnen.

Apropos Indien: Indien wählt seit dem 19. April ein neues Parlament. 969 Millionen Inderinnen und Inder sind wahlberechtigt – 150 Millionen Menschen mehr als bei der letzten Wahl 2019. Rund 470 Millionen davon sind Frauen. Zum Vergleich: Die Anzahl an wahlberechtigten Personen in Indien übersteigt die Gesamtbevölkerung aller EU-Staaten um mehr als das Doppelte. Prekär ist auch: Rund ein Viertel der indischen Bevölkerung kann weder Lesen noch Schreiben. Doch ungeachtet dessen, gab es noch nie eine demokratische Wahl dieser Grössenordnung. Es ist die Rede von der grössten logistischen Übung in Friedenszeiten. Eigens für die Wahl wurden elektronische Wahlmaschinen eingeführt, die an die entlegensten Orte des Landes gebracht werden, beispielsweise in die 4'100 Meter hohe Himalaya-Region.

Ich wünsche Ihnen in dieser Woche, dass Sie für die Entscheidung der richtigen Wahl nicht erst einen Berg erklimmen müssen.

Mit goldenen Grüssen

Christian Brenner

Zum Autor

Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG

Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.

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