Nach eher negativen Aussichten für die Schweizer Wirtschaft lässt jetzt die erstmals veröffentlichte «Flash-BIP» Schnellschätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO ein leicht überdurchschnittliches Wachstum im zweiten Quartal erkennen. Die Wirtschaftsleistung dürfte demnach um 0,5 Prozent gestiegen sein, nach 0,3 Prozent im ersten Quartal. Wesentliche Impulse kamen dazu von der Industrie, doch auch der Dienstleistungssektor wuchs in der Summe. Auch die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich meldet eine leichte Steigerung der Geschäftslage der befragten Unternehmen im Juli. Erstmals habe das verarbeitende Gewerbe wieder bessere Zahlen ausgewiesen. Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt wird das Stellenangebot knapper. Im September stieg die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 2,5 Prozent.
Konsumentenpreise in der Schweiz gesunken
Der Landesindex der Konsumentenpreise sank im September gegenüber August um 0,3 Prozent. Gegenüber September des Vorjahres stieg er um 0,8 Prozent. Vorteilhaft wirkten sich die gesunkenen Preise für Pauschalreisen ins Ausland, die sinkenden Preise in der Hotellerie und im Luftverkehr aus. Auch die gesunkenen Preise für Treibstoff haben sich positiv ausgewirkt. Gestiegen sind die Kosten für Schuhe und Bekleidung sowie für Fruchtgemüse.
Das Reisen ist für Schweizerinnen und Schweizer in letzter Zeit wieder günstiger geworden.
Es gibt Quellen, die für die konjunkturelle Entwicklung ein negatives Bild vermitteln. Nach einer Umfrage unter 26 Schweizer Finanzanalysten bleiben die Konjunkturaussichten trübe. Zwar seien die Aussichten im Oktober etwas besser bewerten worden als zuvor, doch der aktuelle UBS-CFA-Indikator liegt weiter bei minus 7,7 Zählern und damit im fünften Monat in Folge im negativen Bereich.
EZB korrigiert Konjunkturentwicklung leicht nach unten
Die Experten der Europäischen Zentralbank mussten ihre Erwartungen in die Konjunkturentwicklung zuletzt zurückschrauben. Für die zweite Jahreshälfte rechnen sie in ihrem letzten Gutachten von Oktober mit einem Zuwachs von 0,7 Prozent, für das Gesamtjahr 2024 nur noch mit 1,2 Prozent, um 0,1 Prozent weniger als zuletzt.
Die wirtschaftliche Entwickelung war in den Ländernvon Europa in den letzten Jahren sehr unterschiedlich.
Ausschlaggebend dafür scheint der nach wie vor schlechtere Verlauf des Jahres 2024 zu sein: Das Institut der deutschen Wirtschaft in Kiel titelt seinen Herbstbericht mit der Überschrift «Die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum ist seit einiger Zeit gespalten». Seit Mitte 2021 gebe es dies Entwicklung heisst es in dem Bericht. Die Volkswirtschaften in Italien, Spanien, Griechenland oder Portugal erholten sich von dem durch die Pandemie ausgelösten Einbruch recht dynamisch. Im gleichen Zeitraum expandierte die französische Wirtschaft nur mässig und in Deutschland stagnierte die Wirtschaft sogar.
Für das Gesamtjahr 2024 wir in Europa nur noch mit Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent gerechnet.
Länder mit einem vergleichsweise hohen Industrieanteil seien durch die schwache Produktion im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland und Ländern, die eng mit der deutschen Industrie verflochten sind wie Österreich und Tschechien besonders betroffen. In Frankreich nahm die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal aufgrund kräftiger Auslandsnachfrage um 0,3 Prozent zu. In Italien liess das Expansionstempo etwas nach. Die Wirtschaftsleistung stieg im Frühjahrsquartal um 0,2 Prozent.
EUROSTAT sieht im September für den Euro-Raum einen Inflations-Wert von 1,7 Prozent nach noch 2,2 Prozent im August. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 4,3 Prozent. In der gesamten EU ist die Inflationsrate im September auf 2,1 Prozent gegenüber 2,4 Prozent im August gefallen (2023 4,9%).
Die Europäische Zentralbank EZB hat den LeitzinsMitte Oktober um 0,25 Prozentpunkte gesenkt.
Nach der Senkung der US-Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte mit Beschluss der US-Notenbank Fed vom 18. September war der Beschluss der EZB zur weiteren Senkung des Zinssatzes im EURO Bereich Mitte Oktober erwartet worden. Zum dritten Mal wurden am 17. Oktober die Zinsen am Rande einer Sitzung in Ljubljana um 0,25 Prozentpunkte gesenkt.
USA überrascht mit positiven Wirtschafts-Kennzahlen
Zu Beginn des Oktobers haben positive Kennzahlen aus den USA überrascht. Der Arbeitsmarkt – ein immer wichtiger Wirtschaftsindikator – hat sich unerwartet stabil gezeigt. Mit 254'000 neuen Arbeitsplätzen sind im September fast doppelt so viele Stellen neu geschaffen worden, als Experten erwartet haben. Auch in den vorhergehenden Sommermonaten hat sich der Arbeitsmarkt mit neuen Stellen besser entwickelt als vorher erwartet worden war – die Arbeitslosenrate liegt mit 4,1 Prozent jetzt um 0,1 Prozent günstiger als zuletzt. Erste Schätzungen erwarten für das dritte Quartal eine Zunahme des BIP zwischen zwei und drei Prozent. Die Inflationsrate ist im September auf 2,4 Prozent zurückgegangen. Es ist dies der niedrigste Stand seit Februar 2021.
Die USA verzeichnete im September robuste Arbeitsmarktzahlen.
Nach dem Beschluss der US-Zentralbank Federal Reserve vom 17. September, erstmals seit März 2020 die Leitzinsen zu senken und das gleich um 0,5 Prozentpunkte auf 4,75 bis 5 Prozent, war der Oktober sitzungsfrei. Das nächste Meeting mit möglichen Zinsreaktionen wird im Verlauf des Novembers stattfinden.
Der Goldpreis behielt im Oktober seinen erfolgreichen Sprint nach oben bei. Wieder sind es die Zinssenkungen der Zentralbanken, aber auch die politisch unsichere Lage durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten, die die Anleger zum Goldkauf veranlassen. Dazu kommen Sorgen über die zunehmende Staatsverschuldung der USA, die die US-Notenbank Fed dazu zwingen könnte, den US-Dollar abzuwerten.
Die Entkoppelung vom US-Doller ist bei den BRICS-Staaten nach wie vor ein hiesses Thema.
Die Befürchtungen, wonach sich die Mitglieder der neuformierten Interessensgruppe BRICS zu deutlichen Massnahmen zur Schaffung einer neuen Reservewährung und den Ausstieg aus dem Dollar entscheiden könnten, sind vorerst nicht erfüllt worden. Aber bei der in der zweiten Oktober-Hälfte in Kazan (Russland) abgehaltenen Tagung der Mitgliedsländer Russland, Brasilien, China, Indien und Südafrika sowie der neuen Mitglieder Ägypten, Äthiopien, Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten war der Ersatz des Dollar im Handelsaustausch durchaus ein Thema. Letztlich gibt es aber zu viele widerstrebende Interessen in der Gruppe. Trotzdem scheint Kazan für den russischen Präsidenten Wladimir Putin zumindest ein politischer Gewinn gewesen zu sein.
Goldfonds verzeichnen nachhaltige Zuflüsse
Laut World Wold Council (WGC) konnten die weltweiten physisch besicherten börsengehandelten Goldfonds ihre Serie von Zuflüssen auf fünf Monate ausweiten. Der Löwenanteil der Zuflüsse entfiel auf nordamerikanische Fonds. Interessanterweise ist nach Aussagen des WGC die Nachfrage nach Gold in China selbst weiter gestiegen, obwohl die Zentralbank seit April keine Zukäufe mehr tätigt.
Die wirtschaftlich und geopolitisch unsichere Lage macht Gold als Anlageform attraktiv.
Die weltweite Gesamtgoldnachfrage einschliesslich Freiverkehrsmarkt (Over-The-Counter) stieg laut World Gold Council (WGC) im dritten Quartal im Jahresvergleich um 5 Prozent auf 1'313 Tonnen. Die Barren- und Münzinvestitionen (269 Tonnen) gingen im Jahresvergleich um 9 Prozent zurück. Ein Grund für den Rücklauf beim physischen Anlage-Gold ist, dass die Händler derzeit viele Ankäufe verzeichnen und damit weniger Neuware bestellen müssen. Das WGC misst nur den Bedarf an Neuware. Bezüglich dem Bedarf nach Münzen und Barren gibt es allerdings geographische Unterschiede. In Europa nahmen die Käufe um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab (18 Tonnen). Dafür stieg die Nachfrage im Osten, allen voran in Indien mit 41 Prozent Zuwachs (77 Tonnen).
Die Gesamtnachfrage nach Gold ist im dritten Quartalgegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent gestiegen.
Laut der Statistik «Gold Exports by Country Plus Average Prices» ist die Schweiz mit 107,2 Milliarden US-Dollar (22,2%) auch 2023 der weltweit grösste Goldexporteur gewesen, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit 65,3 Milliarden US-Dollar (13,5%) und Hongkong mit 40,3 Milliarden US-Dollar (8,4%).
Apropos Statistik, kennen Sie schon die neuesten Ergebnisse aus der Edelmetall-Studie von philoro und der Universität St. Gallen (HSG)? Die wichtigsten Fakten sind in diesem Video zusammengefasst:
Mit goldenen Grüssen
Christian Brenner
Zum Autor
Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG
Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.