Die goldene Stunde: Schwächere Wirtschaftsvorhersagen für die Schweiz

Die goldene Stunde: Schwächere Wirtschaftsvorhersagen für die Schweiz 08.11.2023

Der Rückgang des Wirtschaftswachstums in den Nachbarländern scheint nunmehr auch in der Schweiz eine vorsichtigere Einschätzung der weiteren Entwicklung hervorzubringen:

Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich kommt in ihrer Herbstprognose zum Schluss, dass das internationale Umfeld für Schweizer Unternehmen herausfordernd bleibe. Das Schweizer Bruttoinlandsprodukt wird laut Prognose vorrangig durch privaten Konsum gestützt. Er wachse zwar langsamer als im ersten Halbjahr, steige jedoch weiter deutlich an. Dabei spielt das saisonbedingte Geschehen im Tourismus eine wichtige Rolle. Insgesamt korrigiert das Institut seine Einschätzung für das reale Bruttoinlandsprodukt von 0,9 Prozent in der Juni-Prognose auf jetzt 0,8 Prozent in der aktuellen Ausgabe. Auffallendste Differenzen sind importierte Dienstleistungen mit 10,1 statt 6,2 Prozent im Juni, aber auch der staatliche Konsum, dem nun ein Plus von 0,5 gegenüber minus 0,9 Prozent im Juni attestiert wird.

Auch die Exporte lassen die schlechtere Einschätzung erklären: Jetzt erwartet man ein Wachstum von 2,5 nach noch 3,8 Prozent im Juni. Mit der erwarteten Wiederbelebung der gesamteuropäischen Konjunktur erwartet man auch für die Schweiz 2024 wieder steigende Exportchancen. Die Schweizerische Nationalbank hat Ende September beschlossen, den Leitzins mit 1,75 Prozent unverändert zu lassen. Im September stiegen die Konsumentenpreise in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent. Für das Gesamtjahr 2023 wird eine Inflationsrate von 2,2 Prozent erwartet.

Die politische Krisensituation im Oktober hat nicht nur den Goldpreis international zu neuen Höhen getrieben; er stieg von 1’823 US-Dollar am 5. Oktober auf zuletzt 2’002 US-Dollar. Auch unser Schweizer Franken konnte seinen Wert – als sichere Währung – halten und zuletzt leicht erhöhen. Während die Anleihezinsen in den Vereinigten Staaten neue Rekordwerte erreichen, ist das in der Schweiz nicht festzustellen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird ihre Zinsen senken. Ab 1. Dezember werden Banken für Einlagen zur Erfüllung ihrer Mindestreserve-Verpflichtungen bei der SNB keine Zinsen mehr erhalten.

Im Rahmen der Diskussion um das Eigenkapital europäischer Nationalbanken stellt die SNB fest, dass sich ihre Eigenkapitalquote zuletzt auf 9 Prozent (nach 7,5 Prozent Ende des Vorjahres) verbessert habe. Im ersten Quartal 2023 konnte die SNB einen Gewinn von 26,9 Milliarden Franken verzeichnen - nach einem Verlust von fast 33 Milliarden im ersten Quartal 2022.

Bewegt zeigt sich zuletzt der Goldmarkt: Nach Mitteilung des Branchenverbandes World Gold Council, kam es zu fortschreitenden Nettoabflüssen aus Goldfonds in Amerika und Europa, während Asien weiter Zuflüsse verzeichnen konnte. Auch die Goldexporte der Schweiz gingen im September zu 80 Prozent in den Mittleren und Fernen Osten. Exportiert wurden 99 Tonnen Gold; das sind 40 Prozent weniger als September 2022 und 18 Prozent weniger als im August dieses Jahres. Auch die Importe von Gold in die Schweiz sind gesunken: 152 Tonnen wurden importiert, das sind 43 Prozent weniger als im September des Vorjahres. Grösster Lieferant sind die USA (17 Tonnen), gefolgt von Kasachstan und Thailand. Gold mit geringerem Feingehalt kam aus Peru und Argentinien, in der Regel ist das Gold aus Minenproduktion. Da schweizerische Gold-Raffinerien erheblichen Anteil am weltweit nachgefragten Feingold verarbeiten, kann man grundsätzlich daraus auch auf Vorgänge auf den internationalen Goldmärkten Schlüsse ziehen.

Inflation in der Schweiz auf sehr niedrigem Wert

2,2 Prozent Jahresinflation in der Schweiz sind in einem aktuellen Überblick des Internationalen Währungsfonds als niedrigster Wert für Industrieländer ausgewiesen. Die EU-Angaben differenzieren etwas; für den EU-Raum werden 6,5 Prozent angenommen - für die Eurozone 5,6 Prozent. Alle Werte sind inklusive September berechnet.

Leitzinsen bleiben weiter hoch

Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 26. Oktober, die Leitzinsen nach zehn Zinserhöhungen für den Euro-Raum diesmal unverändert zu lassen, war keine grosse Überraschung. Auch wenn die Zinsen mit unverändert 4,5 Prozent hoch bleiben, nimmt man an, dass die schwache Konjunktur in der gesamten EU an sich preisdämpfend wirkt. Ein neuerlicher Zinsschritt hätte wohl zu weiterer Konjunkturabschwächung geführt und den Weg in eine stärkere Rezession geebnet. Nach Ansicht der Notenbanker ist die Inflation im Abnehmen begriffen, auch wenn die gewünschten zwei Prozent noch nicht annähernd erreicht sind.

Goldpreis weiter gestiegen

Der Goldpreis, der im Spätsommer schwächelte, hat sich nach gewaltsamen Eskalationen im Nahen Osten von 1’823 Dollar je Feinunze Anfang Oktober auf zuletzt rund 1’980 US-Dollar verbessert. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die jüngste EZB-Zinsentscheidung und die neuen Konjunkturdaten aus den USA haben werden. Experten rechnen mit einer baldigen technischen Korrektur.

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Solange die Krise im Nahen Osten andauert, ist aus unserer Sicht mit einer stärkeren Nachfrage nach dem sicheren Gold zu rechnen. In den Monaten zuvor hatten die Bestände an „Papiergold“ abgenommen (Gold-ETFs), jedoch mehren sich die Anzeichen, dass sie unter dem Eindruck der jüngsten Entwicklungen wieder stärker nachgefragt werden. Der Betreiber des grössten Gold-ETF (SPDR Gold Shares; GLD) meldete am 25. Oktober Bestände von 861,80 Tonnen. Das war nicht nur der erste Anstieg seit sieben Wochen, sondern auch mit plus 20,6 Tonnen der grösste Anstieg in einer einzigen Handelswoche.

Nach vielen negativen Meldungen über die Wirtschaftsentwicklung in Europa tauchen jetzt erste positive Signale auf: Zunächst der wohl durchgehende Rückgang der Inflationsraten; im Euroraum wurde zuletzt 4,3 nach 5,2 Prozent gemeldet. Es ist der niedrigste Wert seit Oktober 2021. Das IFO-Institut meldet für Deutschland: «Einen Silberstreif am Horizont». Der Geschäftsklimaindex des Instituts hat sich auf 84,7 Punkte, den höchsten Wert seit Mai 2023, verbessert.

Pessimistisch bleiben Handel und Baugewerbe

Das Baugewerbe meldet – so Eurostat – noch im August zurückgehende Zahlen gegenüber den Vormonaten. Die stärksten Rückgänge für diesen Bereich werden aus Belgien (-6,5%) und Österreich (- 3,1%) registriert.

Im Bereich Industrieproduktion meldet Eurostat einen leichten Anstieg gegenüber Juli um 0,6 Prozent, wenn auch gegenüber August des Vorjahres ein Minus von 4,4 Prozent verzeichnet werden muss. Die Tendenz scheint sich langsam zu drehen – und das ist gut so.

Ich wünsche Ihnen, dass auch bei Ihnen die Tendenz wieder positiv ist und nach oben zeigt- besonders auch was Ihre künftigen Investitionen angeht.

Mit goldenen Grüssen

Ihr Christian Brenner

Zum Autor

Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG

Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.

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