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Die goldene Stunde: Wirtschaftswachstum gebremst – Zinsen könnten bald wieder sinken

Die Wirtschaft in der Schweiz hat sich im dritten Quartal dieses Jahres etwas abgekühlt. Auch Europa muss sich auf tiefere Wachstumsraten beim BIP einstellen. Im Gegensatz dazu erlebte die USA überraschenderweise einen kleinen Konjunktur-Boom, doch auch in den Staaten dürfte das BIP-Wachstum nächstes Jahr abnehmen. Die Inflation in den USA ist schneller zurück gegangen, als erwartet. Aus diesem Grund rechnen Analysten damit, dass die US-Notenbank Fed im kommenden Jahr den Leitzins in mehreren Schritten senken wird. Das wird den Goldpreis stark beflügeln.

11. Dezember 2023
Goldene StundeGold

In der Ende September erschienenen Prognose des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO geht man von einer schwachen Wirtschaftsentwicklung im 3. Quartal aus – im Gegensatz zu einer sehr positiven Entwicklung im ersten und auch im darauffolgenden zweiten Quartal. Die Ursachen sind vielfältig. In den Bereichen EDV, Forschung und Entwicklung sowie bei Fahrzeugen sind die Ausrüstungsinvestitionen «auf breiter Basis rückläufig». Dennoch erwartet man für das Gesamtjahr 2023 ein BIP-Wachstum von 1,3 Prozent. Für 2024 erwartet das SECO zuletzt eine Steigerung von 1,2 Prozent, das wären 0,3 Prozent weniger als in der letzten Prognose erwartet.  Die Inflationsrate wird von SECO mit 2,2 Prozent angegeben, für 2024 erwartet man nunmehr 1,9 Prozent.

Schweizerische Nationalbank lässt Leitzinsen unverändert

Die Schweizerische Nationalbank hat in ihrer Herbstsitzung die Leitzinsen mit 1,75 Prozent unverändert gelassen. Beobachter erwarten, dass auch die Sitzung am 14. Dezember keine Änderung vornehmen wird, mit einer Senkung des Leitzinses auf 1,5 Prozent wird frühestens im Sommer 2024 gerechnet.

Die Schweizerische Nationalbank liess in ihrer Herbstsitzung den Leitzins unverändert bei 1,75 Prozent.

Am Arbeitsmarkt in der Schweiz herrscht nach wie vor ein Mangel an Fachkräften, die Reallöhne zeichnen da keine Änderung ab. Im Gegenteil: Laut UBS-Umfrage planen die Unternehmen 2024 im Schnitt eine Erhöhung der Nominallöhne um 1,9 Prozent, bei der geschätzten Inflation von 2,0 Prozent würde das praktisch einen Gleichstand bei den verfügbaren Einkommen bedeuten.

Insolvenz der Signa-Gruppe wirkt sich auf die Schweiz aus

Die Ende November schlagend gewordene Insolvenz der Signa Gruppe lässt neben Deutschland und Österreich auch in der Schweiz Auswirkungen befürchten. Signa betreibt Geschäfte in den Bereichen Immobilien und Handel. In der Schweiz hält das Unternehmen die Hälfte an der Warenhaus-Gruppe Globus. Die Bank Julius Bär hat zuletzt offengelegt, dass bei ihr die Signa Gruppe in drei verschiedenen Einheiten insgesamt 606 Millionen Franken Schulden habe. Allerdings seien dafür «weitgehende Sicherheiten» vorhanden. Die Neue Zürcher Zeitung hält selbst den unwahrscheinlichen Fall eines Totalausfalls für keine Gefahr für die Bank.

Die Bank Julius Bär gerät wegen der Insolvenz derSigna-Gruppe immer mehr in die Bredouille.

Wirtschaftswachstum geht in Europa stark zurück

Das starke Wachstum nach dem Ende der Pandemie 2021 und noch Anfang 2022 ist in Europa zu Ende. Zu diesem Schluss kommt die Europäische Kommission in ihrer ausführlichen Analyse des Wirtschaftsgeschehens im Herbst 2023. Schon im vierten Quartal 2022 schrumpfte die Wirtschaft, ein nennenswertes Wachstum gab es auch in den Folgequartalen dieses Jahres nicht. Für 2023 sagt die EU-Kommission nun 0,6 Prozent an Wirtschaftswachstum voraus, das sind um 0,2 Prozentpunkte weniger als noch im Sommer angenommen. Hauptursachen sind der schwächelnde Welthandel, die Massnahmen der EZB gegen die Inflation und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft sowie die Rücknahme von Unterstützungen der Regierungen für die Wirtschaft wegen der Pandemie.

Optimistischer ist man in Brüssel für die Zukunft: Für 2024 erwartet man 1,4 Prozent Wachstum. Die Inflation sollte mit Oktober ihr Zweijahrestief erreichen. Für das Gesamtjahr 2023 geht die EU von 6,5 Prozent aus, 2024 werden 3,5 Prozent angenommen.

Laut der Europäischen Kommission soll die Inflation 2024 in Europa auf 3,5 Prozent zurückgehen.

In den USA zeigt sich das Internationale Finanzinstitut IIF erstaunt, dass die Krise der Silicon Valley Bank im Frühjahr nicht zu einer Rezession geführt habe. Und – dass die Inflation letztlich viel schneller gesunken sei, als man eigentlich erwartet hätte. Das IIF geht davon aus, dass die Kerninflation in den USA bis Ende nächsten Jahres auf 2,5 Prozent fallen würde, und sich damit der Zielvorgabe der Federal Reserve Bank von 2,0 Prozent annähern würde.

US-Notenbank dürfte Leitzinsen im mehreren Schritten senken

Sollte diese Annahme eintreffen, so erwarten die Experten drei Zinssenkungen der Leitzinsen um jeweils 0,25 Basispunkte, sohin auf 4,5 bis 4,75 Prozent, das wäre der Wert von 1. Februar 2023 – zu Beginn des starken Anstieges auf zuletzt 5,25 bis 5,0 Prozent.

Überraschung löste die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts aus: Hatte man in der ersten Jahreshälfte bei Quartalszahlen um die zwei Prozent noch Rezessionssorgen, so stieg das BIP im dritten Quartal auf nicht erwartete 4,9 Prozent. So hatte Goldmann Sachs noch im Oktober seine Einschätzung für das dritte Quartal von nur 3,7 auf vier Prozent angehoben, aber eben weit von den nun notierten 4,9 Prozent entfernt.

Die US-Notenbank Fed dürfte die Leitzinsen im nächsten Jahr über mehrere Etappen wieder senken.

Eine der Hauptursachen dieses nicht erwarteten Booms ist die starke Investitionspolitik der Regierung. Dazu kommt aber die unverhältnismässig starke Steigerung des privaten Konsums um 4,0 Prozent. Der anhaltend robuste Arbeitsmarkt und die starken Lohnsteigerungen haben der Kaufkraft einen kräftigen Schub ermöglicht.

Für das Gesamtjahr 2023 wird in den USA ein Wachstum von 2,1 Prozent beim BIP erwartet. Das lässt die Sorgen vor einer denkbaren Rezession in den Hintergrund treten. Vom Tisch sind sie nicht. Nächstes Jahr dürfte sich der starke Zuwachs wohl nicht fortsetzen. 2024 rechnet Statista nur noch mit einer Zunahme des BIP von 1,4 Prozent und liegt damit nahe an der Prognose des Internationalen Währungsfonds.

Goldpreis steigt auf neuen Höchststand

Die in den USA zu erwartenden Zinssenkungen dürften den Goldpreis im nächsten Jahr beflügeln. Vorboten dafür gibt es bereits. Der Wert von einer Unze Gold hat in US Dollar die 2’000er-Marke wieder überschritten. Am 4. Dezember erreichte der Goldpreis einen neuen Höchststand mit einem Wert von 2'148.78 US Dollar pro Unze. Die Performance im Jahresrückblick beträgt stolze 21,5 Prozent. In Euro stieg Gold ebenfalls auf einen neuen Rekord mit einem Wert von 1'969.30 Euro, die Performance immerhin 15,9 Prozent. In Schweizer Franken lässt ein neuer Höchststand wegen dem starken Franken noch auf sich warten. Der Goldpreis stieg aber immerhin auf 1'867.90 Franken (Performance im Jahresrückblick 11,74 %).

Kommentatoren begründen den Aufwärtstrend mit den Chancen sinkender Zinsen und dem damit günstigen Umfeld für den Goldpreis, da der Rückgang von Renditen Gold wieder vermehrt in den Betrachtungsbereich von Anlegern rücken würde. Auch eine Dollarschwäche würde zumindest auf den Märkten ausserhalb des Dollarraumes die Chancen für Gold weiter verbessern können.

Die Chance sinkender Zinsen sorgt für ein günstiges Umfeld für den Goldpreis.

Nach Angaben des World Gold Councils lag die Nachfrage nach Gold im dritten Jahresquartal um 8 Prozent über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, allerdings um 6 Prozent geringer als im selben Quartal des Vorjahres. 1’147 Tonnen Gold wurden im dritten Quartal bewegt, davon 337 Tonnen durch Nettokäufe durch die Zentralbanken. Damit wurden bereits 800 Tonnen im Jahresverlauf erreicht, was die Verfasser der Studie des WGC ein «robustes Jahresergebnis» erwarten lässt.

Das World Gold Council erwartet bezüglich desweltweiten Goldbedarfs für 2023 ein «robustes Jahresergebnis».

Per Ende Juni weisen die USA mit 8’133,5 Tonnen Gold den höchsten Bestand aus, gefolgt von Deutschland mit 3’352 Tonnen, Italien mit 2’451 Tonnen und Frankreich mit 2’436 Tonnen. Danach kommt Russland mit 2’329 Tonnen, China mit 2’113 Tonnen und die Schweiz mit 1’040 Tonnen.

Man kann mit Ergebnissen glänzen oder mit Ausreden, nicht mit beidem. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in dieser Woche stets die richtige Antwort parat haben.

Zum Autor

Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG

Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.

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