Die US-Notenbank schaltet plötzlich auf Vorsicht. Zinssenkungschancen fallen drastisch, die Märkte reagieren sofort – und Edelmetalle zeigen eine erstaunliche Stabilität. Alle wichtigen Entwicklungen kompakt im Überblick.
Markt dreht – Zinssenkungschancen stürzen ab
Noch vor wenigen Wochen lag die erwartete Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung bei über 90 Prozent. Nun ist sie unter die 50-Prozent-Marke gefallen. Das zeigt, wie volatil geldpolitische Erwartungen mittlerweile sind. Da Zinserwartungen heute zu den stärksten Treibern globaler Finanzmärkte gehören, beeinflussen solche Kurswechsel unmittelbar Kapitalflüsse, Währungen und auch den Edelmetallsektor.
Fed im «Datennebel» – Uneinigkeit auf allen Ebenen
Innerhalb der US-Notenbank herrscht so viel Dissens wie lange nicht. Während die «Falken» vor einer anhaltend hohen Inflation warnen, befürchten die «Tauben» wirtschaftliche Schäden durch zu hohe Zinsen. Fed-Chef Jerome Powell spricht von «stark auseinandergehenden Positionen» – und der jüngste Government Shutdown sorgt zusätzlich dafür, dass viele wichtige Daten fehlen. Die Notenbank agiert daher mit Vorsicht, möglicherweise auch mit strategischem Kalkül, um die Märkte nicht zu früh auf einen Lockerungskurs einzustimmen.
Edelmetalle nach Rekordrallye in Konsolidierungsphase
Gold hält sich stabil über der Marke von 4'000 USD, während Silber jüngst knapp am Allzeithoch scheiterte. Nach einer aussergewöhnlich starken Rallye sorgt die Aussicht auf länger hoch bleibende Zinsen für eine natürliche Verschnaufpause. Ein stärkerer US-Dollar verstärkt diesen Effekt, da er Gold und Silber für Käufer außerhalb des Dollarraums verteuert.
Silber weiter im Angebotsdefizit
Der Silbermarkt bleibt strukturell angespannt. Das Silver Insitute meldet das fünfte Angebotsjahr in Folge – die Nachfrage übersteigt weiterhin klar das globale Angebot. Besonders Branchen wie Photovoltaik, Elektronik und Energietechnologien treiben den Bedarf. Gleichzeitig verändert sich die Wahrnehmung des Metalls: Immer mehr Anleger betrachten Silber nicht lediglich als «Gold mit Hebel», sondern als eigenständigen Rohstoff mit industrieller Bedeutung und langfristigem Wachstumspotenzial.
Ausblick – Spanne bleibt eng, Chancen bleiben hoch
Solange die US-Notenbank keine klaren Signale für Zinssenkungen sendet, dürfte sich Gold in einer vergleichsweise engen Handelsspanne bewegen – grob zwischen 4'000 und 4'250 USD. Erst wenn sich die Datenlage aufhellt oder die Fed geldpolitisch umschwenkt, könnten Edelmetalle neuen Aufwärtsdruck erhalten. Historisch betrachtet beginnt der Rückenwind für Gold und Silber meist genau in dem Moment, in dem sich die Zinsperspektive steht.