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philoro FAKTENCHECK: The Italian Job

Italien und das Gold: Wer darf zugreifen?

7. Dezember 2025

Italien sorgt derzeit für Aufsehen – nicht wegen Pizza, Wein oder Dolce Vita, sondern wegen seiner Goldreserven. Die Regierung in Rom steht massiv unter Druck und richtet ihren Blick auf zwei Vermögensquellen: das nationale Gold und das private Gold der Bürger. Was dahintersteckt, welche Risiken entstehen und ob ein solches Szenario auch Deutschland, Österreich oder die Schweiz betreffen könnte, erklärt Joachim Brandl im neuen Video von philoro TV.

Italiens Staatsgold im politischen Fadenkreuz

Italien verfügt über mehr als 2.400 Tonnen Gold – ein Schatz im Wert von fast 300 Milliarden Euro und einer der größten staatlichen Reserven der Welt. Verwahrt wird dieses Gold von der Banca d’Italia, einer unabhängigen Institution, die mehrheitlich privaten Banken gehört. Jahrzehntelang war klar: Die Politik darf dieses Gold weder verkaufen noch verpfänden oder irgendwie als Sicherheit nutzen.

Genau an diesem Punkt wird nun gerüttelt. Die Regierung diskutiert öffentlich, wem das Gold „eigentlich“ gehört, und behauptet, man wolle lediglich eine „Eigentumsfrage klären“. Doch der Zeitpunkt lässt aufhorchen: Italien kämpft mit einem gewaltigen Haushaltsloch, und plötzlich kommt das Thema Staatsgold auf den Tisch. Kritiker warnen, dass eine neue juristische Definition späteren Zugriffen Tür und Tor öffnen könnte.

Die Europäische Zentralbank prüft mittlerweile, ob dieser Vorstoß überhaupt zulässig ist – denn EU-Regeln schützen die Unabhängigkeit der Notenbanken und ihrer Goldreserven.

Könnte so etwas auch Deutschland, Österreich oder die Schweiz betreffen?

Ein Blick in die DACH-Region zeigt: Die Goldreserven sind auch hier beachtlich – Deutschland hält rund 3.300 Tonnen, Österreich rund 280 Tonnen, die Schweiz mehr als 1.000 Tonnen. Diese Bestände liegen bei den jeweiligen Nationalbanken und sind klar vom Staatshaushalt getrennt. Das System gilt als stabil, verlässlich und gut abgesichert.

Doch das Beispiel Italien zeigt, wie schnell politische Grundsätze unter Druck geraden können, wenn sich wirtschaftliche Rahmenbedingungen verändern. Niemand prognostiziert, dass Berlin, Wien oder Bern ähnliche Schritte planen. Aber der italienische Fall erinnert daran, dass vermeintliche Gewissheiten in kritischen Zeiten plötzlich neu verhandelt werden können.

Viel brisanter – Italiens Strafsteuer für privates Gold

Während die Eigentumsdebatte über das Staatsgold erst beginnt, hat Italien beim privaten Gold längst Fakten geschaffen. Seit 2024 gilt eine Regelung, die für viele Haushalte drastische Auswirkungen hat: Wer beim Verkauf seines Goldes keinen Kaufbeleg vorlegen kann, zahlt 26% Steuer auf den gesamten Verkaufserlös – nicht nur auf den Gewinn.

Genau das trifft Millionen Italiener, deren Gold seit Jahrzehnten in Familienbesitz ist oder anonym erworben wurde. Um zusätzliche Einnahmen zu generieren, bietet der Staat nun eine Art „Steueramnestie“ an: Wer sein Gold freiwillig deklariert, zahlt einmalig 12,5% auf den aktuellen Wert und wird damit „legalisiert“. Danach wären nur noch Kursgewinne steuerpflichtig. Die Regierung erhofft sich dadurch rund zwei Milliarden Euro.

Doch das Misstrauen ist groß. Viele Fragen sich, ob dies wirklich der letzte Schritt bleibt – oder ob später weitere Belastungen folgen könnten. Ein einmal deklariertes Vermögen bleibt im System. Und genau das macht die Regelung für viele Bürger so heikel.

Ein globaler Trend – Gold rückt in den Fokus der Staaten

Italien ist nicht allein. Auch andere Länder ziehen goldbezogene Maßnahmen in Betracht oder haben bereits neue Regelungen eingeführt. China etwa hat kürzlich eine Edelmetallsteuer beschlossen. Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass physische Vermögenswerte verstärkt in das Blickfeld von Regierungen geraten – vor allem dann, wenn Haushaltslöcher wachsen und neue Einnahmequellen gesucht werden.

Gold bleibt damit nicht nur ein Wertspeicher, sondern zunehmend auch ein politisches Thema.

Was bedeutet das für Anleger im DACH-Raum?

Für Anleger in Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht kein unmittelbarer Anlass zur Sorge. Die institutionellen Strukturen sind solide, und die Nationalbanken arbeiten unabhängig von der Politik. Dennoch zeigt Italiens Kursentwicklung, wie schnell Diskussionen über Gold – staatlich wie privat – an Dynamik gewinnen können, wenn der Finanzdruck steigt.

Gold bleibt einer der letzten Vermögenswerte, der nicht auf einem Versprechen basiert. Genau das macht es so wertvoll – und gleichzeitig so interessant für Regierungen in Krisenzeiten. Das Video erklärt, warum Anleger aufmerksam bleiben sollten und welche Lehren sich aus der italienischen Situation ziehen lassen.

Ihre Meinung ist gefragt

Wie beurteilen Sie die Entwicklungen in Italien? Ist die harte Gangart der Regierung legitim – oder ein gefährlicher Eingriff in das Vertrauen der Bürger? Diskutieren Sie direkt unter dem philoro FAKTENCHECK Video: The Italian Job mit!