Die Diskussion um mögliche US-Zölle auf Gold sorgt derzeit für grosse Unsicherheit an den Märkten – und für Stillstand im Goldhandel zwischen der Schweiz und den USA. Während Präsident Donald Trump öffentlich verkündet, Gold werde nicht mit Zöllen belegt, herrscht in der Praxis das Gegenteil: Schweizer Raffinerien haben ihre Goldexporte in die USA eingestellt.
Unklare Lage sorgt für Stillstand
Seit Wochen rätselt die Finanzwelt, ob die USA auf gegossene Goldbarren tatsächlich Strafzölle erheben. Anfang August tauchte eine Einstufung der US-Zollbehörde auf, wonach Gold in eine Kategorie mit Zollpflicht fällt. Wenig später erklärte Trump auf seinem Netzwerk Truth Social das Gegenteil – ein offizieller Erlass blieb aber bis heute aus.
Die Folge: Niemand wagt derzeit, Gold in die USA zu liefern. Denn das Risiko, nachträglich mit bis zu 39 Prozent Zoll belastet zu werden, ist schlicht zu hoch. Laut Zollstatistik sind die Exporte aus der Schweiz in die USA seit April praktisch zum Erliegen gekommen.
Gefährliche Nebenwirkungen für Dollar und Märkte
Ein möglicher Goldzoll hätte weitreichende Folgen. Zum einen würde er den amerikanischen Goldmarkt vom Rest der Welt abkoppeln – mit deutlich höheren Preisen in den USA. Zum anderen könnte der Dollar als globale Leitwährung massiv an Vertrauen verlieren. Schliesslich wird Gold traditionell in US-Dollar gehandelt.
Trump will zwar einen schwächeren Dollar, um US-Exporte anzukurbeln, doch ein geschwächtes Dollar-System wäre eine gefährliche Nebenwirkung, die die Stabilität der Finanzmärkte infrage stellen könnte.
Schweizer Raffinerien zwischen den Fronten
Für die Schweizer Goldraffinerien, die einen wichtigen Teil des globalen Marktes bedienen und rund 2‘200 Arbeitsplätze stellen, bedeutet die Situation zusätzlichen Druck. Zwar sind die Unternehmen nicht existenziell bedroht, da sie andere Absatzmärkte haben, doch mögliche politische Gegenreaktionen wie Exportverbote oder neue Auflagen könnten den Standort Schweiz schwächen.
«Keiner unserer Mitglieder wagt in dieser Phase der Rechtsunsicherheit, Gold in die USA zu exportieren», sagt Christoph Wild, Präsident der Schweizerischen Vereinigung Edelmetallfabrikanten und -händler gegenüber dem Schweizer Wirtschaftsmagazin «Bilanz». Er sieht die Branche als Sündenbock für das aufgeblähte Handelsbilanzdefizit missbraucht – obwohl die Schweiz in den letzten Jahren häufig ein Defizit in die andere Richtung verzeichnete.
Ausblick: Warten auf Klarheit
Noch ist unklar, ob die US-Regierung tatsächlich dauerhaft Zölle auf Gold erheben wird. Klar ist aber: Jeder Eingriff in den freien Goldhandel birgt das Risiko, die internationalen Finanzmärkte zu destabilisieren. Für die Schweizer Raffinerien wäre die beste Lösung, wenn die USA vom Goldzoll absehen – doch gerade für Donald Trump dürfte das eine der schwersten Entscheidungen sein.