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Wenn Währungen scheitern – Gold in Hyperinflation

Gold gilt seit Jahrtausenden als wertbeständig, doch besonders in Zeiten, in denen staatliche Währungen zusammenbrechen, zeigt es seine besondere Rolle: als Rettungsanker und Überlebensversicherung. Von der Weimarer Republik bis Zimbabwe gibt es zahlreiche Beispiele, wie Gold in Phasen extremer Geldentwertung das Leben von Menschen gesichert hat.

19. November 2025

Weimarer Republik – Brot gegen Barren (1923)

Die Hyperinflation in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg gilt als ein besonders eindrückliches Beispiel für den Zusammenbruch einer Währung. Ursachen waren unter anderem die Kriegsfinanzierung durch Schulden, die Reparationsforderungen der Alliierten sowie das massenhafte Drucken von Papiergeld. Im Jahr 1923 geriet die Situation ausser Kontrolle: Preise verdoppelten sich teilweise innerhalb weniger Stunden und die Bevölkerung versuchte, ihre Löhne sofort nach Erhalt in Waren einzutauschen. Zeitgenössische Berichte erzählen von Menschen, die mit Schubkarren voller Banknoten zum Bäcker gingen – nur um festzustellen, dass das Brot inzwischen wieder teurer geworden war.

Wer in dieser Zeit Goldmünzen, Schmuck oder ausländische Devisen besass, war klar im Vorteil. Ein einziges 20-Mark-Goldstück hatte am Ende der Hyperinflation einen Wert, der es ermöglichte, ganze Monatsvorräte an Lebensmitteln zu erwerben – während Billionen Reichsmark nicht einmal mehr für ein Mittagessen reichten. Gold wurde damit faktisch zum Ersatzgeld, weil es Vertrauen genoss, international anerkannt war und nicht beliebig vermehrt werden konnte.

Die Erfahrung der Hyperinflation prägte das deutsche Bewusstsein für Geld und Wertaufbewahrung über Generationen. Sie erklärt auch, warum Gold in Deutschland bis heute einen besonders hohen Stellenwert als Krisenwährung und sicherer Hafen hat.

Hyperinflation in der Weimarer Republik.

Ungarn – Die grösste Inflation der Geschichte (1946)

Die Hyperinflation in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg gilt als die stärkste jemals dokumentierte Geldentwertung der Weltgeschichte. Die ungarische Währung, der Pengő, verlor in atemberaubendem Tempo an Wert: Im Sommer 1946 verdoppelten sich die Preise teilweise alle 15 Stunden. Die Regierung brachte immer neue Banknoten in Umlauf, bis hin zu Scheinen im Nennwert von 100 Trillionen Pengő – Beträge, die im Alltag praktisch unbrauchbar waren.

In dieser chaotischen Phase war der Pengő völlig wertlos. Gold, Silber und ausländische Devisen – allen voran der US-Dollar – wurden zu den einzigen stabilen Zahlungsmitteln. Viele Familien verkauften Goldschmuck, Münzen oder geerbte Edelmetallbestände, um Nahrungsmittel, Kleidung oder Brennmaterial zu erhalten. Zeitzeugen berichten, dass selbst kleinste Mengen Edelmetall oft mehr Kaufkraft hatten als ganze Bündel Papiergeld.

Die Regierung führte schliesslich eine neue Währung, den Forint, ein, die an den US-Dollar gekoppelt war und teilweise mit Goldreserven gestützt wurde. Diese Reform beendete die Krise und stellte das Vertrauen in Geld wieder her – verdeutlichte aber eindrücklich, dass in Zeiten totaler Währungsentwertung nur Edelmetalle wie Gold ihre Kaufkraft zuverlässig bewahren.

Hyperinflation in Zimbabwe.

Zimbabwe – Alltag im Zeichen der Billionen (2008)

Ein besonders eindrückliches, modernes Beispiel für Hyperinflation ist Zimbabwe in den 2000er-Jahren. Aufgrund politischer Instabilität, Enteignungen und einer verfehlten Wirtschaftspolitik liess die Regierung immer mehr Geld drucken, um Haushaltslöcher zu stopfen. Die Folge war eine Inflation, die astronomische Ausmasse annahm: 2008 erreichte sie laut offiziellen Schätzungen bis zu 89,7 Sextillionen Prozent pro Jahr – eine Zahl, die sich kaum noch vorstellen lässt.

Auf den Banknoten erschienen schwindelerregende Beträge wie 100 Billionen Zimbabwe-Dollar, die jedoch kaum für ein Brot oder eine Busfahrt reichten. Der Alltag wurde absurd: Preise änderten sich stündlich, Gehälter mussten mehrmals am Tag ausgezahlt werden, und viele Geschäfte weigerten sich, überhaupt noch die Landeswährung zu akzeptieren.

In dieser Situation griffen die Menschen auf Goldstaub, kleine Nuggets oder Goldketten zurück, die direkt auf Märkten oder in Tauschgeschäften eingesetzt wurden. Schon winzige Mengen Gold reichten, um Grundnahrungsmittel wie Mehl, Öl oder Treibstoff zu erwerben. Gold wurde damit zu einer parallel funktionierenden Schattenwährung, die von der Bevölkerung akzeptiert wurde, während das offizielle Geld praktisch wertlos war.

Die Krise führte schliesslich zur Abschaffung der eigenen Währung: Ab 2009 setzte Zimbabwe auf US-Dollar und südafrikanischen Rand. Doch bis heute sind die Erfahrungen der Bevölkerung ein drastisches Beispiel dafür, dass Gold in Extremsituationen nicht nur Anlage, sondern tatsächlich ein lebenswichtiges Zahlungsmittel sein kann.

Venezuela und andere Fälle

Auch in jüngerer Zeit zeigte sich die Schutzfunktion von Gold besonders deutlich – etwa in Venezuela während der 2010er-Jahre. Nach dem Einbruch des Ölpreises, der massiven Staatsverschuldung und einer jahrelangen Misswirtschaft rutschte das Land in eine dramatische Hyperinflation: 2018 lag die jährliche Inflationsrate offiziell bei über 1'000.000 Prozent, Preise konnten sich innerhalb weniger Tage vervielfachen. Die Landeswährung, der Bolívar, verlor nahezu jede Bedeutung im Alltag.

Viele Bürger, die rechtzeitig Goldmünzen, Schmuck oder kleine Barren besassen, konnten diese Werte nutzen, um lebensnotwendige Dinge wie Medikamente, Lebensmittel oder Treibstoff zu erwerben. Häufig wurden Schmuckstücke sogar stückweise verkauft oder eingeschmolzen, um kleinste Mengen Gold als Tauschmittel einsetzen zu können. Wer dagegen nur Bargeld oder Sparguthaben hielt, sah seine Ersparnisse vollständig vernichtet.

Darüber hinaus spielte Gold auch eine Rolle bei der Flucht vieler Venezolaner ins Ausland. Familien verkauften Teile ihres Goldbesitzes, um Bus- oder Flugtickets zu bezahlen oder im Nachbarland Kolumbien eine erste Unterkunft zu finanzieren. Das Edelmetall fungierte hier nicht nur als Absicherung gegen Kaufkraftverlust, sondern buchstäblich als Ticket in die Freiheit.

Ähnliche Muster finden sich auch in anderen Krisenregionen: Ob in Argentinien während der Finanzkrise 2001, in Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion oder in aktuellen Konfliktgebieten – immer dann, wenn staatliches Geld das Vertrauen verliert, kehren Menschen instinktiv zu Gold als universellem Wertspeicher zurück.

Fazit: Gold als Währung jenseits des Geldes

Die Beispiele aus Weimar, Ungarn, Zimbabwe und Venezuela verdeutlichen: In Zeiten extremer Geldentwertung wird Gold von einem Anlageobjekt zu einem Lebensmittelpunkt. Es überbrückt das Vertrauen, das staatliches Papiergeld verloren hat, und bleibt ein akzeptiertes Tauschmittel, unabhängig von Kultur oder Zeit. Mit einem EDELMETALL-ABO von philoro sind Sie auf der sicheren Seite. Schon ab einem Betrag von 25 CHF investieren Sie monatlich in ein Edelmetall Ihrer Wahl und schaffen so die Werte von morgen.